Carpe Diem – Spielkritik

Ein Stadtviertel von Rom soll erblühen. Die Gestaltung liegt in der Hand der Spieler. Nur mit den richtigen Plättchen erfüllt man die Anforderungen der Puzzle-Aufgabe. Daher gilt: Carpe Diem – nutze den Tag!

Carpe DiemCarpe Diem hat unterschiedliche Schauplätze. Auf dem grossen Spieltableau wählen alle Spieler ihre Bauplättchen aus, führen die Wertungen durch und legen die Spielerreihenfolge fest. Optimiert wird auf dem eigenen Spieltableau, dem Stadtviertel, auf dem genügend Platz für viele kleine, quadratische Bauplättchen ist. Der Spielablauf ist im Grunde ganz einfach. Die erstellten Gebäude lösen aber unterschiedliche Ereignisse aus und der Wertungsmechanismus sorgt für Spannung bis zur letzten Runde. Doch der Reihe nach: Erst zieht man mit seiner Spielfigur auf einem sternförmigen Parcours eine Position weiter und nimmt sich eines der dort ausliegenden Bauplättchen. Insgesamt vier Plättchen liegen dort zu Beginn auf einem Feld, die Auswahl wird im Laufe einer Runde natürlich immer dünner. Nun ist es gut zu wissen, was man denn bauen möchte. Es gibt einige Gebäude, Villen, Felder, Seen oder Brunnen. Bäckereien, Märkte und Brunnen sind mit nur einem Teil fertig erstellt. Felder, Villen, Seen und diverse Gebäude benötigen mindestens zwei Plättchen.

Carpe Diem

Ein fertig erstelltes Gebäude bringt immer einen Ertrag: Ein Brot, Münzen oder ein zusätzliches Bauplättchen. Fertige Kulturlandschaften erwirtschaften Trauben, Kräuter, Hühner oder Fische. Bei Carpe Diem puzzelt man sich erst einmal das eigene Stadtviertel zusammen. Sind alle Bauplättchen vom Spieltableau in den eigenen Quartieren verarbeitet, wählen die Spieler selber ihre Wertungsbereiche. Indem man einen Spielstein zwischen zwei Wertungskarten legt, löst man deren Wertung aus. Dazu muss man allerdings die vorgegebenen Bedingungen erfüllen. Zu gewinnen gibt es danach Siegpunkte oder zusätzliche Güter, die man weiter verarbeiten kann. Doch Vorsicht: Schafft man die Vorgaben einer Wertung nicht, holt man sich Minuspunkte. Daher muss man sich bei den vier Wertungsdurchgängen gut überlegen, an welchen Stellen man für sich selber einen hohen Ertrag erzielt, zugleich aber den Mitspielern nicht beste Positionen offen lässt – eine spannende Gratwanderung. Einmal genutzte Wertungspositionen fallen im weiteren Spielverlauf weg. Die Wertungsziele sind flexibel, werden zufällig gezogen und verändern sich in jeder Partie Carpe Diem.

Carpe Diem

Nach vier Spielrunden mit neuen Bauplättchen und einem fortlaufend attraktiveren Stadtviertel folgt eine Schlusswertung. Nun stellt sich heraus, wer sich das beste Quartier Roms gepuzzelt hat. Belohnt werden Gebäude, die am richtigen Ort stehen, eine grosse Anzahl an fertig erstellter Villen und weites Voranschreiten auf der Banderolenleiste. Sie entscheidet übrigens in den einzelnen Runden bereits, wer zuerst eine Wertung durchführt. Als Glücksfaktor entpuppen sich die Brunnenkarten. Beim Bau eines Brunnens zieht man sich ein solches Punktekärtchen, das am Ende Punkte bringt, wenn man die eigenen Bauten danach ausrichten konnte.
Der Gewinner wird nach Siegpunkten ermittelt.


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Fazit

Carpe Diem muss ich nach alten Eiskunstlaufregeln mit einer A-Note und einer B-Note bewerten. In der spieltechnischen A-Note überzeugt das Spiel total. Ein simpler Ablauf mündet in eine Puzzle-Phase, die einige Möglichkeiten bietet. Eine absolut tolle Wertungsphase rundet das Ganze ab. Im Ablauf absolut flüssig und verzahnt, in den Punktemöglichkeiten vielschichtig. Man kann unterschiedliche Strategien fahren, wenn die Mitspieler das zulassen beim Wählen der Bauplättchen. Mit den Brunnen setzt man auf ein Glückselement, das nicht zu vernachlässigen ist. Zu verkopft sollte man die Sache nicht angehen. Man steht immer wieder vor neuen Entscheidungen und das eigene Quartier wächst trotzdem.
Die künstlerische B-Note fällt eindeutig tiefer aus und das ist selten in der heutigen Spielelandschaft. Die Illustrationen sind kein Highlight, das kommt ziemlich bieder daher. Auf der Spieleschachtel findet man gar ein Bild eines Spiele-Prototypen. Die Farbgestaltung im Spiel ist in gewissen Situationen denkbar schlecht gewählt. Die Farben der Gebäude sind mit braun/gelb/gold nicht gut zu erkennen und die Bauplättchen zur Unterscheidung auf ihrer Rückseite mit hellgrün/dunkelgrün eine Zumutung. Die Fehlerliste ist damit noch nicht komplett…
…und trotzdem ist Carpe Diem einfach gut. Die B-Note wirft zwar ein schlechtes Bild auf die Gestaltung, spielerisch bietet die Mischung aus Puzzle und Strategie Spannung bis zur letzten Wertung. Durch wechselnde Wertungen und immer anders liegende Bauplättchen ist in jeder Partie Abwechslung garantiert. Die Mängel sind zwar schade, aber absolut nicht spielentscheidend. Daher bleibt Carpe Diem eine Empfehlung. Ein Spiel, das auch zu zweit sehr gut geeignet ist.

Carpe Diem | Autor: Stefan Feld | Verlag: alea/Ravensburger
Spiel für 2-4 Personen | Spieldauer: 60-75 Minuten | Ab 10 Jahren | Benötigt: Übersicht im Bauwesen | Wiederspielreiz: sehr gross

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