Kurzer Prozess – Spielkritik

Grimmig schaut uns der Richter auf der Spielschachtel an, richtig passend zum Kartenspiel Kurzer Prozess des Gmeiner-Verlages. Denn Autor Reiner Knizia hat hier ein kleines Ärgerspiel entwickelt, bei dem es keine Gnade gibt.

Kurzer ProzessDer Zugang zum Spiel ist nicht schwierig. Insgesamt 60 Karten sind im Spiel, aufgeteilt in 5 Farben mit unterschiedlichen Verbrechen. Die Karten besitzen Werte von 1 bis 3. Das Ziel: Die Verbrechen sollen einem Mitspieler angehängt werden und ihn kurzfristig aus dem Verkehr ziehen. Nachdem die Karten verteilt sind, spielt man reihum eine Karte aus. Man legt sie einem Mitspieler oder auch sich selber offen in die Auslage. Natürlich gibt es gewisse Regeln. Besitzt ein Spieler eine rote Karte, erhält nur er weitere rote Karten. So ordnet man in den ersten Runden den Spielern ihre aktuelle Farbe zu und legt Verbrechen um Verbrechen in die Auslage.

Irgendwann hat der Richter genug. Zu viele Verbrechen überführen den besten Ganoven. Erreicht ein Spieler mit seinen Karten den Wert 5, so nimmt er sämtliche offenen Karten der Spielrunde zu sich – das ist sozusagen sein Stich. Dafür darf er gleich die nächste Runde starten. Farbe und Werte starten wieder bei Null.
Zu Beginn ist die Auswahl gross. Alle Ganoven starten mit vielen Karten. Doch Runde um Runde verkleinert sich die Auswahl, es kommt auch mal zum Zugzwang, wenn man nur noch Karten einer bestimmten Farbe in den Händen hält.
Eine kleine Hintertür bleibt für sämtliche Ganoven: Sie können die Karten freiwillig einsammeln, wenn sie sich in einer ausweglosen Situation sehen. Oder könnte das auch eine taktische Möglichkeit sein?

Kurzer Prozess

Eine Spielrunde endet, wenn einem Spieler die Handkarten ausgehen. Wer zu diesem Zeitpunkt am meisten Karten gesammelt hat, kassiert die längste Knastperiode vom Richter. Die Knastperioden unterscheiden sich in ihrer Länge und werden vor dem Spiel zufällig ausgewählt. Nur der beste Spieler einer Runde (der mit den wenigsten) Karten geht straffrei aus.
Insgesamt werden drei Runden gespielt. Wer insgesamt die meisten Tage im Knast verbringen muss, verliert.

Kurzer Prozess

Kurzer Prozess hat noch einige wenige Kniffe im Spiel. Zeugenkarten spielt man wie Joker, sie können jeder Farbe angelegt werden. Und die Schwarzer Peter-Karten schieben die Karten aller Spieler im Uhrzeigersinn eine Position weiter. Im richtigen Moment gespielt, kann das sehr ärgerlich sein.

Fazit

Kurzer Prozess ist ein verdrehtes Stichspiel mit Ärgerpotenzial. Natürlich könnte man sich auf einen Spieler einschiessen. Doch so richtig viele Karten wird er trotzdem nicht sammeln, wenn man immer schnell abschliesst. Zudem wird ab spätestens Spielmitte die eigene Kartenauswahl knapp und man kann nicht mehr die gewünschten Spieler mit den passenden Farbkarten bedienen. Zum eigenen Schutz macht es durchaus Sinn, auch bei sich selber mal eine Karte zu legen. Wenn man beobachtet, welche Karten aus dem Spiel sind, hat man so weniger zu befürchten, als wenn man dem Verbrechen freien Lauf lässt. Und warum nicht einmal alle Karten freiwillig nehmen? Schliesslich kann man danach selber frisch starten und einen neuen Ansatz legen. Kurzer Prozess ist ein kurzweiliges, schnelles Kartenspiel, immer darauf aus, seine Mitspieler zu ärgern. Hier benötigt man eine dicke Haut, auch die Zwischengespräche sind schonungslos offen. Um selber erfolgreich zu sein, müssen alle Ganoven mal dran glauben. Das lässt sich nicht immer so leicht steuern. Schliesslich verfolgen alle ihre Pläne. Thematisch wäre das Kartenspiel nicht unbedingt an einen Krimi gebunden. Für den Gmeiner-Verlag passt das natürlich thematisch, dafür ist die Altersangabe ein wenig höher gesetzt. Das wäre spielerisch nicht nötig, doch hier schiebt man sich gegenseitig Verbrechen zu.

Kurzer Prozess | Autor: Reiner Knizia | Verlag: Gmeiner
Kartenspiel für 3-6 Personen | Spieldauer: 30 Minuten | Ab 10 Jahren | Benötigt: Eine dicke Haut und eine reine Weste | Wiederspielreiz: gross

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