Wenn ein Brettspiel auf dem Tisch liegt und man es spielt, sind die Spielverlage schon längst wieder mit anderen Themen beschäftigt. Wer trifft denn für die vielen Spieler dieser Welt eine Vorauswahl, entscheidet über gut oder schlecht, Top oder Flop? Barbara Schmidts arbeitet als Spieleredakteurin „Erwachsenenspiele“ bei Kosmos. So ist es möglich, einen Blick hinter die Kulissen eines grösseren Verlages zu werfen und mehr über die Arbeit einer Spieleredakteurin zu erfahren. Brettspielblog.ch hat nachgefragt!
Was zeichnet ein typisches Kosmos-Spiel aus?
Barbara Schmidts (B.S.): Hmmm … aufgrund der Bandbreite unserer Spiele von ganz einfach bis richtig komplex, gar nicht so leicht zu beantworten … Kosmos-Spiele sind auf unterhaltsame Art fordernd. Die einfachen Kosmos-Spiele wie „Ubongo“ oder „Einfach Genial“ haben kurze, eingängige Regeln, sind familienfreundlich und bieten viel Spieltiefe und Spielwitz mit Suchtcharakter. Die komplexeren Spiele („Säulen der Erde“ oder „Helvetia“) sind in der Regel ausgetüftelte Spielwelten, in die der Spieler eintauchen und verschiedene Gewinnstrategien ausprobieren kann.
Wie viele neue Spiele sichtet die Redaktion pro Jahr? Werden diese Spiele vorwiegend in Auftrag gegeben oder auf gut Glück dem Verlag zugesandt?
B.S.: Rund 600 – 800 Spielideen. Die meisten werden uns unaufgefordert zugesandt. Etliche Spielideen sehen wir auch an Spielemessen und bei Spielautorentreffen. Einige Themen geben wir in Auftrag.
Welche Hürden muss ein Spiel bei Kosmos nehmen, bis es schlussendlich in den Handel kommt?
B.S.: Erst mal sollte das Spiel in der Redaktion Anklang finden. Unseren positiven Eindruck lassen wir uns dann durch externe Testspielrunden bestätigen (oder widerlegen). Danach kommt es zu zwei Vorstellungsrunden im Verlag mit erweitertem Teilnehmerkreis bis hin zur Geschäftsführung. Sind alle von dem Spiel überzeugt, kann die Arbeit an der Umsetzung des Spiels beginnen bzw. jetzt mit Nachdruck vorangetrieben werden.
Welche Planungsphase ist für die Spieleredaktion am spannendsten?
B.S.: Der ganze Verlauf zwischen Auswahl und Veröffentlichung einer Spielidee ist spannend. Die Arbeit am Spielmechnismus ist reizvoll (den Spielablauf optimieren) und ebenso die ästhetische Umsetzung: Welche Formen verwendet man? Wie selbsterklärend kann das Spielmaterial gestaltet werden? Welcher Titel passt am besten zum Spiel? … Jeder Schritt in der Entstehung führt hin zum fertigen Spiel und ist für sich genommen eine Herausforderung.
Wenn ein Wunsch in Erfüllung gehen könnte: Was für ein Spiel würden Sie sich für Kosmos schon lange wünschen?
B.S.: Gehen auch drei Wünsche? Am liebsten hätte ich ein zweites „Die Siedler von Catan“; das Spiel war richtungsweisend für viele andere Spiele und war und ist – man kann es nicht anders sagen – herausragend. Mit Linq haben wir ein tolles kommunikatives Spiel im Programm und dazu würde ich mir ein weiteres richtig pfiffiges, neuartiges „Partyspiel“ wünschen. Und als passionierter „Halli-Galli“-Fan könnte ich mich auch für eine vergleichbare Neuheit bei Kosmos begeistern.
Nürnberg 2012 steht vor der Tür: Von welcher Kosmos-Neuerscheinung sind Sie ganz besonders überzeugt?
B.S.: Da man ja bekanntermaßen alle seine Kinder liebt, gibt es auch beim Kosmos-Neuheitenprogramm mehrere Lieblinge: „Waka Waka“ ist sehr atmosphärisch und reizvoll. Bei „Grillparty“ gefällt mir sehr, dass alle Spieler auf einen Grill zugreifen und dadurch quasi jeder jedem ins Handwerk pfuschen oder auch nützen kann. „Lakota“ ist supereinfach und fesselt die Spieler dennoch am Spieltisch. „Targi“ ist ein klasse Zweipersonenspiel. Star Trek Catan sieht klasse aus und … ja, ich könnte noch weitere aufzählen, denn jedes einzelne Spiel „hat was“.
Dem kann man eigentlich nichts mehr hinzufügen. Wenn eine Spieleredakteurin nach vielen Testphasen immer noch von Ihren Produkten überzeugt ist, kann gar nichts schief gehen. Barbara Schmidts, besten Dank für den Einblick in Ihre Arbeit und ich wünsche Ihnen weiterhin ein gutes Spiele-Auswahl-Händchen!
Nicht nur Brettspiele von Kosmos begeistern, sondern auch die Würfelspiele. So zum Beispiel „Einfach Genial – Das Würfelspiel“.