Für die Trilogie von Die Legenden von Andor war Michael Menzel bisher alleine verantwortlich. Mit der eben erschienenen Erweiterung Die verschollenen Legenden lässt er erstmals fremde Autoren ans Werk. Dorothea Michels und Matthias Miller sind aber keine Unbekannten. Als „Doro“ und „Mjölnir“ haben sie im Forum, der Taverne von Andor, schon zahlreiche Beiträge zum Spiel geleistet. Nun sind sie also erstmals in offizieller Kosmos-Mission unterwegs. Ein guter Grund für brettspielblog.ch, um nachzufragen.
Wie seid ihr zu der Ehre gekommen, als erste Aussenstehende eine Erweiterung zur Andor-Geschichte zu erfinden?
Doro und Mjölnir: Das war eigentlich ganz einfach: Michael Menzel hat uns im Herbst 2016 gefragt, ob wir eine neue Erweiterung zu den „Legenden von Andor“ machen wollen – und natürlich wollten wir das.
Warum Michael gerade uns gefragt hat… das kann er sicher am besten beantworten. Da wir aber bereits mit den beiden Tavernenlegenden, einem Gemeinschaftsprojekt der Fans, „aufgefallen“ und auch im Forum sehr aktiv waren, hatte er uns wohl zuerst auf dem Schirm.
Nachdem Michael Menzel seine Trilogie aufgebaut und eine beachtliche Welt erschaffen hat: War diese Erweiterung für euch vor allem Lust oder auch Last?
Doro und Mjölnir: Vor allem Lust. Die Last kam erst später. ;-)
Nachdem Michael Menzel uns gefragt hatte, haben wir uns Gedanken gemacht, wo wir unsere Legenden zeitlich im Andor-Universum ansiedeln wollen, und das deckte sich dann auch mit seinen Vorstellungen. Somit konnten wir unsere Ideen umsetzen, ohne es zur Last werden zu lassen.
Ihr seid beide auch im Andor-Forum aktiv. Was unterscheidet die bis anhin ungezwungene, freie Eingabe zum Spiel von der nun redaktionell betreuten bei “Die verschollenen Legenden”?
Doro und Mjölnir: In einer Fan-Legende kann man im Grunde tun und lassen was man will. Mit dem Ergebnis muss man zuerst einmal selbst zufrieden sein, und wenn es dann noch einigen Fans gefällt – umso besser.
Bei einer offiziellen Box muss man einen weitaus größeren Kreis ansprechen. Die Legenden sollen den Spielern, bei denen „Andor“ nur gelegentlich auf den Tisch kommt genauso gefallen wie den eingefleischten Fans. Die erzählte Geschichte sollte möglichst ohne Ecken und Kanten in den Kontext des bisher Erschienenen passen. Neue Spielregeln kann man einführen, darf es dabei aber auch nicht übertreiben. Und beim Spielmaterial hatte Wolfgang Lüdtke auch immer ein wachsames Auge. Wir sind dem Verlag sehr dankbar, dass wir 72 Legendenkarten und 4 Stanztafeln bekommen haben; selbstverständlich ist das nicht, und bei einer Fan-Legende ist das Spielmaterial nur durch die eigenen Ideen begrenzt, nicht durch wirtschaftliche oder spielmechanische Überlegungen.
Es erscheinen neue Kreaturen in euren Legenden. Wie sind sie entstanden und wart ihr frei in der Entscheidung, wer in der Andor-Welt auftauchen soll?
Doro und Mjölnir: Absolut frei. Michael Menzel hat uns einige wenige Überlegungen an die Hand gegeben, die wir verwenden konnten aber nicht mussten. In unserer zweiten Legende gibt es als 1 von 3 Endgegnern z.B. Shron, den Sohn des Hark (ein fieser Skral aus dem Andor-Roman). Dass es Shron gibt, hatte uns Michael erzählt, und wir konnten ihn in unsere Legende einbauen. Wenn wir das nicht gewollt hätten, wäre das auch in Ordnung gewesen. Die 4 Zwergenstatuen in Legende 3 bzw. der Bonus-Legende „Die vierte Statue“ basieren auch auf einer Idee von Michael Menzel. Den Ablauf der Legende, die Spielmechanismen und Ideen lagen jedoch ganz bei uns.
Ein Gedanke von Micha, dass es in Andor nicht nur Wasser- und Feuergeister geben könnte, hat uns sehr inspiriert. Die Arbaks, die Waldgeister, würde es wahrscheinlich ohne diesen Gedanken nicht geben. Und auch Skuvar und die Maasavi wären etwas anderes als Erdgeister geworden. Siantari, die Eisdämonin, fand zu uns, weil wir unbedingt einen weiblichen Endgegner wollten.
Im Anfangsstadium unserer Entwicklung war klar, dass es um den Aufbau des zerstörten Andor gehen und dafür fremde Hilfe gebraucht würde – die Händler und Baumeister. Doch woher kamen sie? Und so haben wir den Westen mit dem Land Tulgor und die Tulgori erschaffen.
Inwiefern hat sich euer Blickwinkel zur Andor-Welt verändert, seit ihr selber kreativer Teil von ihr geworden seid?
Doro und Mjölnir: Der Blick auf die Andor-Welt ist eigentlich noch immer derselbe. Verändert hat sich der Blick auf Spiele und ihren Inhalt im Allgemeinen. Wir haben einen Einblick in die Entwicklung eines Brettspiels bekommen, redaktionelle Betreuung und Verlagsarbeit „aus der Nähe“ gesehen und mit Michael Menzel als Illustrator über die Gestaltung diskutiert. Da schaut man ein neues Spiel, das man sich kauft, doch ein kleines bisschen mit anderen Augen an, wenn man weiß, wie viel Arbeit und Zeit darin stecken.
Als absolute Kenner der Andor-Welt: Was wünscht ihr euch noch?
Doro und Mjölnir: Wir wünschen uns auf jeden Fall, dass es noch lange weitergeht, und auch wir würden gern wieder etwas zur Entwicklung dieser Welt beitragen. Ganz besonders interessiert uns der Westen und das Land Tulgor, aus dem in unserer Erweiterung Fremde nach Andor kamen. Den Blick darauf zu richten und „unser“ Land vielleicht in einem neuen Spiel zu entdecken – das wäre mal was.
Ich bin mir sicher, dass die Kosmos-Verantwortlichen hier gut mitgelesen haben. Ich wünsche euch viel Erfolg mit den verschollenen Legenden und danach weitere kreative Andor-Momente.
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