Grand Cru – Ulrich Blum

An der Spiel 10 in Essen wurde das Brettspiel Grand Cru vorgestellt. Der Titel lässt es erahnen – es geht um Wein. WER hat es erfunden? Richtig, der Ulrich Blum aus der Schweiz. Also ein guter Grund für brettspielblog.ch, um nachzufragen.

Wie entstand Grand Cru, insbesondere auch die Thematik des Spieles. Und wie lange dauerte es von der Idee bis zur Veröffentichung von Grand Cru?
Ulrich Blum (U.B.): Die erste Idee zu dem, was heute Grand Cru ist, hatte ich vor etwa 6 Jahren. Ich hatte damals viel Zeit. Ein Auto hatte mich angefahren und ich war etwa ein Jahr lang zum nichts tun verdonnert. In dieser Zeit entstanden erste Ideen zu einem Spiel, einfach weil ich etwas tun musste. Zuerst war ein Mechanismus: Ich wollte, dass man Aktionen langfristig planen muss. Man legt Aktionskarten verdeckt an ein Ende einer Reihe und deckt dann die Karte am anderen Ende auf und führt sie aus. Als ich anhand dieses Mechanismus nach einem Thema suchte, kam ich schnell auf Wein. Zwar wurden dadurch die Aktionskarten zu Wein, der im Keller reift, aber so passte der Mechanismus hervorragend zum Thema und das Thema sprach mich sofort an. So baute ich Stück für Stück den Rest des Spiels um dieses Thema auf. Ich führte unzählige Tests durch und änderte immer wieder grössere und kleinere Teile des Spiels. So wuchs Grand Cru langsam aber stetig.

Wie kam es dann zur Zusammenarbeit mit dem Verleger eggertspiele?
U.B.: Auf dem Spieleautorentreffen in Göttingen 2009 präsentierte ich Grand Cru zusammen mit meinem inzwischen ebenfalls veröffentlichten Spiel „Antigua“. Dort sprach ich unter anderen auch Peter Eggert von eggertspiele an. Ihm gefiel was er sah und bat mich ihm einen Prototypen zu schicken. Dass ich in Göttingen kurz nach unserem Gespräch auch noch das Förderstipendium des Vereins Spiel des Jahres gewann, machte den Tag noch perfekter, als er ohnehin schon war. So ging es auch weiter. Schon wenige Monate später bot mir eggertspiele einen Vertrag an. Die darauf folgende Zusammenarbeit war äusserst fruchtbar und angenehm.

Welche Strategie empfiehlt denn der Autor von Grand Cru für das Spiel?
U.B.: Ich möchte natürlich nicht zu viel verraten, schliesslich ist für mich das Ausprobieren neuer Strategien eines der grössten Vergnügen beim Spielen. Ein paar allgemeine Tips kann man aber durchaus geben. Ganz wichtig ist, dass neben dem Geld, auch die Anzahl Aktionen ein wertvolles Gut ist. Sehr schnell kann ein Jahr vorbei sein, und ich muss schon wieder Zinsen zahlen. Zudem will das aufnehmen von Krediten gut überlegt sein. Da ich am Ende jeder Runde Kredite aufnehmen kann, bringt es nichts einfach mal einen Kredit aufzunehmen, ohne ihn wirklich zu brauchen. Das erhöht nur meine Zinsen. Lieber mal auf einen Kredit verzichten und ein Jahr lang keine Plättchen kaufen, wenn es zum Ernten und Zinsen zahlen reicht. Mit den Plättchen ist es natürlich auch so eine Sache, natürlich möchte man immer noch eines kaufen, zumal es dafür auch Punkte gibt. Aber, das Spielziel ist hauptsächlich seine Kredite so schnell wie möglich zurück zu bezahlen. Es geht also nicht darum möglichst viele Plättchen zu haben, sondern das was man hat, so zu bewirtschaften, dass man einen Gewinn erzielt. Wer immer noch mehr will, wird unweigerlich in die Schuldenfalle laufen. Grand Cru hat im Unterschied zu vielen anderen Wirtschaftsspielen keinen positiven Feedback-Mechanismus, der stetiges Wachstum belohnt. Vielmehr geht es darum den Punkt zu erkennen, an dem das eigene Weingut rentabel und effizient ist.

Schliesslich möchte ich noch darauf verweisen, dass es eigentlich immer auch eine Gegenstrategie gibt, die das Gegenteil des Besagten beweist. Es hängt sehr stark vom Verhalten der Mitspieler und meinem Reagieren darauf ab, ob sich meine Strategie durchsetzen kann. Wer stur vor sich hin werkelt, wird meist nicht weit kommen.

Und zum Schluss würde es mich natürlich interessieren, ob es in Zukunft weitere Spiele-Projekte von Ulrich Blum geben wird?
U.B.: Und wie! Aktuell liegen zwei Spiele bei Verlagen zur Prüfung. Diverse weitere Projekte sind bei mir in Arbeit. Genau wie bei Grand Cru bin ich aktuell daran, meine Fässer zu füllen und Projekte reifen zu lassen. Ich hoffe, dass dabei nach kürzerer oder längerer Lagerung immer mal wieder ein guter Tropfen meinen Keller verlässt. So schnell werde ich jedenfalls die Finger nicht mehr vom Spiele entwickeln lassen.

Ulrich Blum, besten Dank für das Interview und ich bin wirklich gespannt, was da noch Interessantes heran reift!

> Zur Spielkritik von Grand Cru

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