SPIEL 19 – Messe der Rekorde

Die SPIEL ’19 in Essen, das sind die höchsten Feiertage der Spielbegeisterten aus aller Welt. Die Internationalen Spieltage laden für vier Tage in die Hallen der Messe Essen ein und sorgen für ein spielerisches Ambiente, in dem jeder auf seinen Geschmack kommt.

Die Ausgabe 2019 war eine Messe der Rekorde. Die nackten Zahlen belegen das: 200’000 Besucher, 1200 Aussteller, 1500 Neuheiten. Jede dieser Zahlen beziffert einen neuen Rekord. Die Messe wächst Jahr für Jahr und fordert die Veranstalter, den Friedhelm Merz Verlag, jedes Jahr aufs Neue heraus. Und die stellen sich der Aufgabe mit Bravour. Nebst der Nutzung neuer Hallen und einem verbesserten Eingangssystem organisiert man so nebenbei Diskussions-Veranstaltungen, einen EDUCATORS DAY und die Charity-Aktionen BrettSPIELcake und Spiel4Good, mit denen man über 10’000 Euro für einen guten Zweck sammelte. Grossartig!

SPIEL 19

Gibt es Trends?

Von einem eigentlichen Trend kann man an der diesjährigen SPIEL nicht sprechen. Und wenn, wäre es diese grosse Masse an Spielen, die es auf den Markt schafft. Es sind bei Weitem nicht mehr nur die grossen Verlage, die hier agieren. Die Szene ist international und mit Crowdfunding von überall her abrufbar. Ausländische Verlage erscheinen häufig mit deutschen Spielregeln in Essen, man möchte die Spielbegeisterten erreichen. Dazu gesellen sich kleine, junge Verlage, die stolz ihre ersten Spiele präsentieren und ebenfalls ihr Publikum erreichen. So haben sich die hinteren Hallen mit vielen, kleinen Verlagen zu einem echten Geheimtipp gemausert, in denen man nach Perlen sucht.
Immer noch stark im Rennen sind kooperative Spiele und Escape-Abenteuer. Der Markt scheint noch nicht gesättigt zu sein. Es gab einige Anbieter, die neue Ideen lieferten.

Gibt es einen Überflieger?

Während in anderen Jahren einzelne Spiele einen echten Hype auslösten und sich alle Spieler bei Empfehlungen einig waren (Beispiel Azul), so gibt es 2019 mehrere Namen, die wohl erst genauer betrachtet und bespielt werden wollen. Während der Messe gab es einige neue Preisträger. Den innoSPIEL 2019 für ein besonders innovatives Spiel erhielt Ab durch die Mauer vom Zoch-Verlag. Das drehbare Spielfeld mit einem ausgeklügelten System gab den Ausschlag. Der Deutsche Spielepreis 2019 ging an Flügelschlag, das bereits zum Kennerspiel des Jahres 2019 gewählt wurde. Den Fairplay a-la-carte-Preis für das beste Kartenspiel holte sich Belratti vom Mogel-Verlag. Und bei der Fairplay-Scout-Wertung aller Neuheiten hatte Die Crew von Kosmos die Nase vorn. Trotzdem kann ich bestätigen, dass ich viele gute Spiele kennengelernt habe, die in nächster Zeit für gute Unterhaltung sorgen werden. Aber sie wollen eben erst ausgiebig gespielt werden.

SPIEL 19

Was macht die Schweiz in Essen?

Die Messe in Essen ist auch Magnet für Spielerinnen und Spieler aus der Schweiz, als Besucher und als Erklärer. Und Schweizer Verlage findet man in den Hallen ebenfalls. Allen voran Game Factory (mit Wurzeln bei der Firma Carletto). Die Jungs des fiesen Uno-Klons Frantic liessen sich wieder einsperren und präsentierten ihre erste Erweiterung. Mit UKUMA und Zoinx! durfte ich einen lustigen Abend erleben, wenn auch nicht in jeder Disziplin erfolgreich. Helvetiq zeigte Omerta, Volle Kraft voraus und Four Senses, das man mit Augenbinde spielt. Die lustige Truppe von Kampf gegen das Bünzlitum holt zu ihrem nächsten Schlag mit deftigem schwarzen Humor aus: Arschlochkind heisst ihr neuestes Kartenspiel und war nach drei Tagen ausverkauft. Wer hätte damit gerechnet? Haas Games schaffte es mit seinem politischen Brettspiel Zoocracy gerade noch auf die Messe. Der Spieltisch war gut belegt, auch wenn er ein wenig hinten in der Halle stand. Bei Board Game Box war der Geheimtipp Draftosaurus schnell ausverkauft, mit vier neuen Spielen gab es aber reichlich zu testen. Der Versicherungskonzern der Baloise präsentierte Sarah’s Vision, das im eigenen Unternehmen entstand. Und um Würfel dreht es sich bei Cuboro und Suncoregames, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen: Mal für die Kugelbahn, mal ganz strategisch im direkten Duell.


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Und selbst so?

Die SPIEL in Essen ist mir ans Herz gewachsen. Das ganze Ambiente ist unvergleichlich, den Charme des Ruhrpotts möchte ich nicht mehr missen. Auch ausserhalb der Hallen ist mächtig was los. Die Lichtwochen in Essen locken zahlreiche Besucher mit ihren Installationen. Schön, dass ich das dieses Jahr noch einmal sehen durfte. Zeitlich überschneiden sich die Anlässe leider nicht immer. In den Hotels wird bis früh in den Morgen in den Lobbys gespielt, ein herrliches Bild. Aber in erster Linie treffe ich in Essen Leute, jede Menge Leute. Ob an den einzelnen Ständen im Pressebereich, ob beim kurzen Plausch und Fachsimpeln. So staune ich über den Mogel-Verlag, den ich ich seit Anfang begleiten darf und deren Entwicklung mich fasziniert – als Familienbetrieb. Ich tausche mich mit Michael Menzel aus, den ich zufällig zwischen zwei Terminen treffe. Seinem Terminkalender nach zu urteilen, sind seine Illustrationen sehr gefragt, wen wundert’s? Und auch die Bahn zeigte sich von ihrer gewohnten Seite. Eine Störung mit Feuerwehreinsatz legte den Bahnhof Essen kurzerhand lahm. Mittlerweile kenne ich zum Glück die Schleichwege aus dem Ruhrpott. Und nun freue ich mich zu Hause auf viele neue Spiele, die endlich auf den Tisch wollen.

Impressionen von der SPIEL 19

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