Allegra – Spielkritik

In der Schweiz besitzt Allegra einen Heimvorteil. Das „Grüezi“ auf rätoromanisch weckt heimatliche Gefühle und sorgt schon vor der Partie für ein wohliges Spielgefühl. Während der Partie mag man seine Mitspieler nur noch so halb. Denn um alleine zu siegen, verfolgt man teilweise gemeinsame Ziele.

Allegra

Allegra baut auf den ersten Blick auf bekannte Werte auf. Das „Karten aufdecken und optimieren“ wurde zuletzt gleich bei einigen Spielen verwendet (Skyjo, Papageno, Biber Gang). Auch hier soll man am Ende möglichst wenige Punkte auf seinen Karten haben. Doch das neue Kartenspiel der Drei Hasen in der Abendsonne mischt noch überraschende Elemente dazu. Das beginnt bei der Kartenauslage. Jeder Spieler besitzt 12 eigene Karten vor sich, bedient sich aber auch an der äussersten Spalte seines linken Nachbarn. Das bringt Schwung ins Spiel, denn diese gemeinsamen drei Karten müssen doppelten Interessen gerecht werden. Doch gehen wir schön der Reihe nach vor.

Jeder Spieler präpariert seine Karten in einem schönen 3×4 – Raster vor sich. Die Karten sind verdeckt, zwei darf man für den Start aufdecken. Gespielt wird ab jetzt mit einer 15er-Auslage: Die 12 eigenen Karten plus die äusserste Spalte des linken Nachbarn. Gemeinsames Eigentum heisst auch gemeinsame Rechte. Der aktive Spieler nimmt sich eine verdeckte Karte vom Nachziehstapel oder eine offene vom Ablagestapel. Dieser Karte zeigt er den Mitspielern, die an dieser Stelle mit Klopfen einen möglichen Tausch anzeigen können. Dazu aber später mehr.

Allegra
Die Spalten mit den roten Markern gehören auch den Mitspielern.

Ohne Klopfen entscheidet der aktive Spieler, ob er die Karte behalten oder abwerfen soll. Will er sie behalten, tauscht er sie gegen eine eigene offene oder verdeckte Karte in der Auslage aus. Will er sie abwerfen, muss er als Gegenleistung eine eigene verdeckte Karte aufdecken. Das kann natürlich zu Überraschungen führen, die man eventuell später wieder ausbügelt. Liegen drei gleiche Karten nebeneinander, räumt man sie ab. Das geschieht in Zeilen und Spalten.

Mit Klopfen zeigt ein Mitspieler sein Interesse an der eben gezogenen Karte vom Nachziehstapel an. Ein solches Angebot darf man als höflicher Mensch annehmen oder ablehnen. Bei der Annahme des Angebot überreicht man dem Mitspieler die Karte. Der setzt sie zuerst in seiner Auslage ein. Danach darf der aktive Spieler sich als Gegenleistung eine Karte der gegnerischen Auslage aussuchen.

Allegra

Deckt ein Spieler seine letzte Karte auf, wird die letzte Runde eingeläutet. Alle anderen Spieler erhalten noch einen Spielzug, danach ist Schluss. Verdeckte Karten dreht man jetzt um und zählt sämtliche Werte zusammen. Wer für das Ende verantwortlich war, MUSS am wenigsten Punkte besitzen, sonst verdoppelt sich die Zahl. Bei den übrigen Spielern zählt die normale Summe aller Karten. Nach drei Durchgängen endet das Spiel, natürlich lässt sich Allegra auch kürzer oder länger oder auf eine bestimmte Punktzahl spielen.


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Fazit

Allegra bringt kein total neues Spielgefühl auf den Tisch, aber es schafft mit bekannten Elementen ein kribbeliges Spielgefühl. Durch das gemeinsame Nutzen der einzelnen Spalten erhält Allegra so eine prickelnde Mischung aus Vertrauen und Misstrauen. Man ist irgendwie aufeinander angewiesen, möchte am Ende aber doch alleine sehr gut dastehen. Die gemeinsame Karten-Spalte lässt viel Spielraum offen. Man kann seinen Nachbarn unterstützen, ihm aber auch hohe Zahlensteine in den Weg legen. Je nachdem, wie sich die Situation bei den ganz persönlichen Restkarten präsentiert, lässt man den Nachbarn auch gerne mal im Regen stehen. Das Klopfen eröffnet eine weitere Dimension. Der Kartenhandel ist oft eine Win-Win-Situation. Will man sich auf einen Kuhhandel einlassen und auch den Mitspieler stärken? Allegra geht durch diese Möglichkeiten spielerisch ein wenig tiefer als die oben genannten, ähnlichen Kartenspiele. Das ist erfrischend, wenn es für einmal mehr zu tun gibt, als nur auf gute Karten zu hoffen. Und Allegra beweist zudem: Ein semi-kooperatives Spiel kann auch einen gewissen Ärgerfaktor beinhalten. Daher ist Allegra für mich eine sehr schöne Weiterentwicklung, auch in graphischer Hinsicht, eines bekannten Systems.

Alles über Allegra

Allegra | Autor: Bella Lucca | Illustration: Johann Rüttinger | Verlag: Drei Hasen in der Abendsonne

Spielerzahl: Kartenspiel für 2 – 6 Personen
Spieldauer: 30 – 40 Minuten
Altersangabe: ab 8 Jahren
Benötigt: Klopfzeichen unter Nachbarn
Wiederspielreiz: gross

Geeignet für 2 Spieler: gut
Beste Spielerzahl: 3 – 4 Personen
Richtet sich an: Familie

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