Anno 1800 – Spielkritik

Die Industrialisierung nimmt Fahrt auf, der Handel blüht. Anno 1800 spannt den Bogen vom Computerspiel zum Brettspiel und überführt viele Elemente zu einem verzahnten Kennerspiel. Das Spiel endet erst, wenn die Bevölkerung zufrieden ist.

Anno 1800

Auf einer Insel startet man einen Neuanfang, die Bauplätze sind knapp, die ersten Betriebe ganz simpel aufgebaut, die Bevölkerung nennt ihre Bedürfnisse. Kein einfaches Unterfangen, um als Planer vor Ort den Fortschritt einzuläuten. Aber zumindest mal ein toller Start in ein spannendes Aufbauspiel. Für alle Spieler gut erreichbar findet man auf dem Spielplan sämtliche Bau-Plättchen, Bevölkerungs-Karten, Bevölkerungs-Steine oder Expeditionskarten – kurz: Sämtliche Materialien, die man für eine Partie benötigt. Auf dem persönlichen Tableau der eigenen Insel stehen die Startbetriebe vor Ort und einige Pioniere, die den Weg auf die Insel gefunden haben. Die Bevölkerung teilt sich in Bauern, Arbeiter, Handwerker, Ingenieure und Investoren ein, die ihre Fähigkeiten den Projekten entsprechend einbringen können. Ein Hafenplatz und drei Schiffe gehören ebenfalls zur Grundausstattung der Heimatinsel.

Vor Spielbeginn erhält jeder Spieler 9 Karten auf die Hand. Mit jedem weiteren Bewohner auf der Insel zieht man eine neue Karte. Es sind die alltäglichen Bedürfnisse, die jemand hat. Wünscht sich jemand Seife und Arbeitsbekleidung, sollte man im Laufe der Partie die Wünsche erfüllen. Zum Einen erhält man eine Belohnung und Punkte für jeden erfüllten Wunsch, zum Anderen endet eine Partie Anno 1800 erst, wenn es einem Spieler gelingt, die ganze Bevölkerung glücklich zu machen.

Der Spielablauf von Anno 1800 ist schnell erzählt: Jeder Spieler führt reihum eine Aktion durch. Etwas komplexer ist es, die verzahnten Mechanismen jederzeit bereit zu halten, wenn man sie braucht. Die benötigten Ressourcen dazu setzt man nur bei Bedarf ein und markiert deren Produktion mit einem entsprechenden Bevölkerungs-Stein. Mit Gold holt man seine Arbeiter zurück ins Wohnviertel und beendet eine Arbeitsschicht, damit sie später wieder neu starten kann.
Mit den Mitspielern und Handels-Plättchen von den Schiffen betreibt man Handel über die Inseln. Für jede Ressource, die man bei einem Mitspieler holt, erhält der ein Gold. Ein Handel kann nie verweigert werden.

Anno 1800

Runde für Runde baut man seine Insel mit den Aktionen aus und verbessert die Möglichkeiten für die kommenden Runden. Man verbessert seine Industrie und holt sich ein neues Gebäude vom Spielplan. Oft sind es verzahnte Wege, die man gehen muss. Wer Fenster haben möchte, muss beispielsweise zuerst Glas produzieren. Auch die Werft und die Schifffahrt kann ausgebaut werden. Mit passenden Ressourcen spielt man Bevölkerungskarten aus und profitiert von deren vielfältigen und starken Boni beim Aktivieren.
Benötigt man weitere Arbeitskräfte, holt man sich mit Ressourcen neue Bevölkerungs-Steine. Aber Vorsicht: Jeder Stein bringt auch eine neue Bevölkerungskarte mit sich und neue Bedürfnisse. Durch entsprechende Bezahlung verbessert man den Ausbildungsgrad seiner Bevölkerung und verändert die Steinfarbe. Ist man mit den Wünschen der Bevölkerung nicht zufrieden, kann man bis zu 3 Karten austauschen – als eigene Aktion, die die Gesamtsituation hoffentlich verbessert.

Mit den Schiffen und deren Erkundungsplättchen erweitert man den Radius auf der Insel, entdeckt neue oder alte Welten. Dafür erhält man seltene Ressourcen, muss aber neue Karten ziehen. Expeditionskarten kauft man sich ebenfalls mit Erkundungsplättchen. Sie bringen am Ende Punkte, wenn man die gesuchte Bevölkerungsstruktur besitzt.

Anno 1800

Irgendwann sind alle Arbeiter aktiv irgendwo auf der Insel unterwegs. Dann hilft nur noch ein Stadtfest. Nun holt man sämtliche Arbeiter zurück in die Wohnviertel, die Schiffe werden wieder beladen und in der nächsten Runde greift man mit frischen Kräften an.

Besitzt ein Spieler keine Handkarten mehr, spielt man noch eine letzte Runde. Danach rechnet man ab. Punkte bringen erfüllte Auftragskarten (variabel in jeder Partie), Expeditionen, Bevölkerungs-Karten, Gold und das Feuerwerks-Plättchen für den Spieler, der die Partie beendet hat.


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Fazit

Anno 1800 bringt das Spielgefühl des PC-Spiel auf das Spielbrett. Es wird optimiert, verbessert, ausgebaut, angeworben und die Bedürfnisse der Bevölkerung erfüllt. Natürlich reicht das Brettspiel nicht an die detaillierten Versionen des Computers heran, trifft aber den Nerv ziemlich genau. Man sucht sich passende Produktionsketten und vergrössert Stück für Stück die eigene Insel. Dabei gerät man in einige Zwickmühlen. Soll man tatsächlich mehr Arbeiter auf die Insel locken und noch mehr Handkarten ziehen? Wie hält man die Aktionen möglichst gering, um die Nase vor den Mitspielern zu haben?

Es gibt diverse Strategien bei Anno 1800 (erhältlich ab 39.59 Euro). Je nach Lage der Auftragskarten und der Wünsche aus der Bevölkerung schlägt man unterschiedliche Wege ein. Durch die einzelnen, kurzen Aktionen gibt es kaum Wartezeiten. Trotzdem lohnt es sich, die nächsten Schritte im Auge zu behalten. Optimieren und schrauben liesse sich an ganz vielen Stellen, man muss Prioritäten setzen. Durch die tolle Verzahnung läuft das Spiel rund, die Aktionen sind eingängig und die Entwicklung schreitet, trotz der vielen Handkarten zu Beginn, stets voran. Anno 1800 ist eine wunderschöne Brettspiel-Umsetzung eines PC-Klassiker.

Alles über Anno 1800

Anno 1800 | Autor: Martin Wallace | Illustrationen: Fiore GmbH | Verlag: Kosmos

Spielerzahl: Brettspiel für 2 – 4 Personen
Spieldauer: 120 Minuten
Altersangabe: ab 12 Jahren
Benötigt: Zufriedene Bevölkerung im Wachstum
Wiederspielreiz: sehr gross

Geeignet für 2 Spieler: sehr gut
Beste Spielerzahl: 2 – 4 Personen
Richtet sich an: Kenner

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