Das kleine strategische Handelsspiel Auf nach Indien! wirkt auf den ersten Blick ziemlich schlicht. In der Spielschachtel befinden sich ein paar Karten und zahlreiche, farbige Holzwürfel. Doch gespielt wird auf dem Tisch. Und dort entfaltet sich das kleine Juwel zur vollen Pracht. Der Weg nach Indien ist lang und weit, die Spielmöglichkeiten vielfältiger als der erste Blick vermutete.
Im Zentrum liegt der Seeweg nach Indien, simuliert durch Karten, die zu Beginn grösstenteils verdeckt in einer langen Reihe ausliegen. Diese Küstenstadtkarten geben erst im Laufe des Spiels ihre Geheimnisse preis: Es befinden sich in jeder Stadt zwei Handelsgüter und zwei Gebäude. Am Start aller grossen Expeditionen befindet sich immer Lissabon. Dort tummeln sich die Holzwürfel der Spieler, bevor sie in irgend einer Form genutzt werden.
Die Spieler dürfen in jedem Spielzug genau 2 Aktionen nutzen. Die sollten immer mit Bedacht ausgewählt werden, denn bei Auf nach Indien! bewegt man sich permanent zwischen Mangel und Überfluss. Daher empfiehlt sich eine möglichst ausgeglichene Strategie.
Mit nur einem Holzwürfel startet man bei Lissabon seine Reise. Als Aktionsmöglichkeit kann man neue Würfel nachkaufen. Das kostet jedoch ein Gold. Gold erhält man über den Warenhandel mit den Küstenstädten. So kann man mit seinen Schiffen in See stechen, die Reichweite ist zu Beginn noch arg begrenzt, kann aber mit Gold ausgebaut werden. Erreicht man eine Stadt, darf man sich auf eine Ware festlegen, die man dort erwerben möchte. Der entsprechende Platz auf der Karte wird besetzt. Durch den Warenverkauf erhält man Gold, je unterschiedlicher die Waren, desto grösser der Ertrag. Sogar Siegpunkte sind möglich.
Auch Gebäude können erworben werden. Kirchen, Festungen und Marktplätze bringen Siegpunkte und Vorteile beim Spielablauf. Statt von Lissabon darf man beispielsweise auch von eigenen Festungen aus in See stechen. Das spart Zeit und Aktionen.
Jeder Spieler besitzt zudem exakt drei Wissenschaftler. Mit ein wenig Gold kann man mit ihnen Technologien entwickeln und, man ahnt es, erhält weitere Vorteile beim Spielablauf. Hier gilt das Prinzip: Wer zuerst kommt, entwickelt zuerst.
Zwischen all diesen Möglichkeiten entscheidet man sich Runde für Runde neu. Für alle Aktionen benötigt man immer Holzwürfel. Eine grosse Herausforderung bei Auf nach Indien! besteht darin, seine Würfel perfekt einzusetzen. Denn sie werden für Siegpunkte und Geld ebenso benötigt, wie für den Handel oder die Schifffahrt. Also eigentlich hat man immer zu wenige davon.
Das Spiel endet, wenn Indien (die letzte Karte der Küstenstädte) erreicht wurde oder wenn mindestens zwei Spieler ihren letzten Holzwürfel freigekauft haben. Der Sieger wird nach Siegpunkten ermittelt.
Fazit:
So ein kleines Spiel und so viele Möglichkeiten! Auf nach Indien! ist ein strategisches Handelsspiel bei dem man zwar immer vor sich her optimiert, auf dem Seeweg nach Indien aber dauernd seinen Mitspielern in die Quere kommt. Obwohl man mit dem Management der eigenen Holzwürfel schon genug beschäftigt ist, sind auch Waren und Gebäude nur begrenzt vorhanden. Soll man daher vermehrt auf Technologien setzen? Gut möglich, wenn nicht andere Seefahrer auch schon auf den Gedanken gekommen wären. Kurz: Es gibt zahlreiche Siegstrategien. Mussten schon die Seefahrer auf ihren Expeditionen aus wenig, ganz viel machen, befindet man sich als Spieler in einer ähnlichen Situation. Der Holzklötzchen-Mechanismus ist toll. Es mangelt an allen Ecken und Enden, immer müssen Prioritäten festgelegt werden. Auf nach Indien! beginnt in den ersten Aktionen etwas zäh, entfaltet aber nach kurzer Zeit seine ganze Pracht. Es spielt sich flüssig, nach kurzer Zeit sind die Spielmöglichkeiten eingeprägt und der Handel läuft. Kleine Schachtel – grosses Spiel!
Auf nach Indien! | Autor: Hisashi Hayashi | Verlag: Pegasus Spiele
Handelsspiel für 3-4 Personen | Spieldauer: ca. 45 Minuten | Ab 10 Jahren | Benötigt: Holzwürfel am richtigen Ort | Wiederspielreiz: gross