Bora Bora kämpft um ein besseres Image. Nach Jahren in den Niederungen des deutschen Schlagers, holt die Südseeinsel nun zur Wiederherstellung des guten Rufes aus – mit dem Strategiespiel von Stefan Feld. Bora Bora eignet sich für erfahrene Spieler und bietet viele Möglichkeiten in der Südseewelt.
Das Erklären des Spiels benötigt Zeit. Nur wenn alle Spieler den Überblick haben, lassen sich die zahlreichen Spielvarianten einigermassen überschauen. So erarbeitet man sich das Südseeparadies schon vor dem Spiel mit Aufbau und Spielregeln. Doch die Arbeit wird sich lohnen.
Bei Bora Bora geht es um Siegpunkte. Die Insel soll mit Hütten bebaut werden, dazu muss man Männer und Frauen gut einsetzen, die Götter gnädig stimmen oder darf sogar shoppen gehen. Eine Partie dauert 6 Spielrunden. Die grosse Frage dabei immer: Welche Aktion ist aktuell passend?
Der Spielverlauf ist in 3 Phasen unterteilt. In Phase 1 werden die eigenen 3 Spielwürfel für verschiedene Aktionen eingesetzt. Dazu legt man einen Würfel auf ein Aktionsplättchen. Der Würfelwert muss jedoch auf einem Plättchen kleiner werden und bestimmt den Umfang der Aktion. Grosse Werte ermöglichen einen grösseren Spielradius. In dieser Phase kann man wahlweise Häuser bauen, Männer und Frauen anwerben, Rohstoffe verbauen, im Tempel aktiv werden oder Helfer verschiedene Dinge eintauschen lassen. Wichtig sind alle Möglichkeiten, denn je nachdem worauf man den Fokus richtet, bringt das am Ende noch zusätzliche Siegpunkte ein. Ein wenig gesteuert werden die Aktionen durch die Aufgabenkarten, von denen man schon zu Spielbeginn drei besitzt. In jeder Runde kann man eine Aufgabe erfüllen und sich ein neues Plättchen ziehen. Die Aufgaben werden bei Spielbeginn zufällig gezogen.
Phase 2 ermöglicht zusätzliche Aktionen durch die Männer und Frauen im Dorf. Alle bringen nämlich eine Fähigkeit mit, die man nun einsetzen darf. Gleiche Fähigkeiten dürfen addiert werden, es darf jedoch nur ein Mann und eine Frau genutzt werden. Leben im Dorf zahlt sich also in Phase 2 des Spiels aus. Mit den richtigen Leuten erlebt man hier noch einmal beinahe den gleichen Spielraum wie in Phase 1.
In Phase 3 wird die Spielrunde zu Ende geführt. Die neue Startreihenfolge wird ermittelt, Siegpunkte verteilt, Tempelpriester erhalten Punkte und man darf EIN Schmuckplättchen eintauschen. Die Währung von Bora Bora heisst… Muscheln. Man erhält sie über die Frauen im eigenen Dorf. Ganz am Ende der Runde darf man eine Aufgabe erfüllen, dann erscheinen neue Plättchen auf dem Spielplan und mit erneutem Würfeln startet die nächste Runde.
Würfel werden oft in einem Atemzug mit Glück genannt. Bei Bora Bora haben die Würfel einen Faktor, den man nicht überbewerten sollte. Wichtiger ist es, wann und wo man seine Würfel einsetzt. Und sollte alles nicht wie gewünscht klappen, so sind da noch die Götter. Mit der passenden Karte und einer Opfergabe erlauben sie ein paar Ausnahmen im Spiel: Man darf einen höheren Würfelwert einsetzen, der Gott hilft beim Lösen einer Aufgabe, ein zusätzlicher Mann darf genutzt werden etc. Die Götter haben schon so manchen Spieler wieder gnädig gestimmt.
Die Spielzeit (auch ohne Erklärung) kann sich bei Bora Bora, gerade bei Vollbesetzung, ziemlich in die Länge ziehen. Zu zweit spielt es sich eindeutig schneller, die strategischen Planungen können einfacher umgesetzt werden, da nicht so oft ein anderer Spieler im Weg steht. Spielspass bietet es jedoch mit jeder Spieleranzahl.
Am Ende erhalten alle Spieler noch Punkte. Das Fertigstellen einzelner Sparten wird belohnt, z.B. alle Bauplätze voll, alle Hütten gebaut, alle Aufgabenplättchen erledigt, etc. Wer zuletzt ein Gebiet bebaut hat, erhält ebenso Punkte, wie die guten Schmuckhändler. Es gewinnt der Spieler, der am Schluss ganz vorne auf der Punkteleiste steht.
Fazit:
Bora Bora richtet sich an erfahrene Spieler. Die oben genannten Spielmöglichkeiten sind noch längst nicht vollzählig. Für den Inseleinstieg benötigt man etwas Zeit, doch der Spielablauf ist sehr eingängig. Alle Aktionen bei Bora Bora sind sehr schön verzahnt und funktionieren einwandfrei. Manchmal sind Spielstrategien von den Aufgabenkarten vorgezeichnet, doch trotzdem sollte man jederzeit flexibel sein. Die Aktionen müssen gut geplant und sinnvoll eingesetzt werden. Bora Bora verzeiht auch Strategiewechsel, denn im Laufe einer Partie steht jeder Spieler einmal vor der Frage, wohin er sich entwickeln soll. Und wenn es ganz ausweglos scheint, helfen die Götter. Bora Bora spielt sich in jeder Besetzung gut. Nach einer Partie ist man auf der Insel angekommen, hat das Spiel aber noch lange nicht durchschaut. Bora Bora bringt tollen, strategischen Spielspass auf den Tisch.
Bora Bora | Autor: Stefan Feld | Verlag: Ravensburger / alea
Strategiespiel für 2-4 Personen | Spieldauer: 60 – 120 Minuten | Benötigt: Den strategischen Südseeblick in allen Gebieten | Wiederspielreiz: sehr gross
Besten Dank an Fata Morgana für ein Rezensionsexemplar von Bora Bora!