Er zeichnet die Landschaftselemente über das ganze Jahr akribisch auf seine Karte. Im Auftrag von Königin Gimnax sucht er zudem noch Ländereien, die ihrer Majestät besonders gefallen. Der Kartograph hat alle Hände voll zu tun, denn die Konkurrenz schläft nicht.
Im Grunde genommen bringt Der Kartograph nichts Neues auf den Spieltisch. Nach exakt denselben Vorgaben zeichnen die Spieler auf ihren Plänen die Landschaft. Wer am Ende die Vorgaben am besten erfüllt, gewinnt die Partie. Die Vorgaben liefern Landschaftskarten, die den Spielern unterschiedliche Geländearten präsentieren und ein klein wenig Flexibilität liefern. Entweder man wählt aus zwei Geländearten und einer Form oder aus einer Geländeart und zwei Formen. So entwickeln sich auf den zetteln der Spieler schnell total unterschiedliche Gebiete, die sich nach den Wünschen der Königin richten sollen.
Vier Wertungskarten gibt es in Der Kartograph. Sie werden zu Beginn zufällig gezogen, das bewirkt in jeder Partie eine andere Spielausrichtung. Durch das Spiel in vier Jahreszeiten gibt es auch vier Wertungen, in denen nur jeweils zwei Ziele überprüft und bepunktet werden. Natürlich erhält man bei jedem Ziel zwei Chancen, man kann sich also von Runde zu Runde verbessern.
Der Spielablauf ist simpel. Erst erkundet man das Land. Eine Erkundungskarte macht die Vorgabe. Man wählt Geländeart und Form und zeichnet das gebiet tetrisartig in seine Karte. Die Fläche muss in den Raster passen, darf allerdings gewendet oder gespiegelt werden. Das Zeichnen ist natürlich zentral. Hier stellt man die Weichen zum Erfüllen der Ziele. Soll das Wasser an die Berge? Müssen ganze Reihen gefüllt sein? Sollen viele Häusergruppen entstehen?
Einige Gebirgszüge sind auf der Karte vorgegeben. Manche Gebäude muss man zwingend auf ein Ruinensymbol bauen und mit dem Splitterland erhält man ein kleines Jokerfeld, das man beliebig füllen darf.
Sehr schön geregelt ist der Ablauf einer Jahreszeit. Der Frühling hat beispielsweise 8 Zeitelemente zur Verfügung. Jede Geländekarte benötigt eine gewisse Menge an Zeit, um sie auf die Karte zu bringen. Ist mit den Karten der Wert 8 erreicht oder überschritten, schreitet man zur Quartalswertung. In der Überprüfung erhält man Punkte für zwei Wertungsziele, zudem einen Bonus für gesammelte Münzen und einen Malus für Monster.
Münzen sichert man sich, wenn man besonders kleine Formen wählt oder ein Gebirge auf allen Seiten eingegrenzt hat. Holt man sich die Münzen früh genug, kann man sie bis zu vier Mal werten.
Die Monsterkarten, auch Hinterhalt genannt, fügt man bei jeder Jahreszeit in den Stapel. Sie sorgen für Interaktion im Spiel, denn man darf bei ihrem Erscheinen dem Mitspieler eine vorgegebene Monsterform sperren. Besonders gemein: Bei jeder Wertung zählen freie Felder neben den Monstern als Minuspunkte. So hat man neben der Wertung auch mit dem Vermeiden der Monsterpunkte zu kämpfen.
Nach dem Winter ist Schluss. Die Punkte der vier Zwischenwertungen ergeben ein Total. Der Kartograph mit den meisten Punkten gewinnt.
Als Mini-Erweiterung sind in dem Spiel noch Fertigkeiten enthalten, die man gegen Münzen einmal pro Jahreszeit erwerben kann. Sie ergänzen das Spiel gut und lassen die eine oder andere Scharte auf der Karte während der Partie ausmerzen.
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Fazit
Hinter Der Kartograph verbirgt sich ein kartengesteuertes Zeichnungsspiel. Vom Mechanismus her ist das nicht neu, bisher aber eher mit Würfeln bekannt. Etwas komplexer ist Der Kartograph, weil er gleich vier Ziele zu unterschiedlichen Zeitpunkten einfordert und durch seine Tetris-ähnlichen Formen das räumliche Denkvermögen beansprucht. Durch den Wechsel der Zielsetzungen (im Ablauf und der Vielfalt) in jeder Partie gibt es zahlreiche Spielkombinationen. Zwei Spielpläne sorgen ebenfalls für Abwechslung. Mit den Monsterkarten kann man bei den Mitspielern ganz schön fies zuschlagen, wenn sie denn erscheinen. Das ist allerdings nicht garantiert. Es gibt tatsächlich Partien, da betritt kein einziges Monster die Landkarte bis die Jahreszeit wechselt. So eine Partie verliert stark an Zugkraft.
Der Hang zur perfekten Landkarte fördert den Spielreiz. Trotzdem leidet Der Kartograph an kleinen Krankheiten: Die Übersicht fordert die Spieler mit den kleinen Bleistiftzeichnungen doch sehr heraus. Und die Varianz ist nach einigen Partien nicht ganz so gross, wie man erst meint. Es gibt genau 4 Monsterkarten, die jedes Mal im Spiel sind, die Zielsetzungen kennt man schon bald auswendig. Trotzdem ist das Spiel spannend und vor allem auch in grösseren Gruppen ohne grosse Pausen sehr gut spielbar. Man muss erkennen, welche Ziele am lohnenswertesten sind und je nach Landschaftskarten auch mal flexibel planen. Die Kritzeleien auf den Karten sind am Ende häufig kleine Kunstwerke.
Alles über Der Kartograph
Der Kartograph | Autor: Jordy Adan | Illustration: Lucas Ribeiro | Verlag: Pegasus
Spielerzahl: Flip & Write-Spiel für 1 – 100 Personen
Spieldauer: 30-45 Minuten
Altersangabe: ab 10 Jahren
Benötigt: Zielpuzzeln auf der Landkarte
Wiederspielreiz: gross
Geeignet für 2 Spieler: sehr gut
Beste Spielerzahl: 2 – 6 Personen
Richtet sich an: Kenner