Die Piraten der 7 Weltmeere – Spielkritik

Die Piraten der 7 Weltmeere bezeichne ich einmal als Überraschung der letzten SPIEL in Essen. Das Piratenspiel in der grossen Blechdose kommt sehr aufgeräumt und durchdacht daher. Vom Deckel bis zum Boden wird alles beim grossen Piratenwettstreit eingesetzt. Und trotz guter Planung nimmt das Spiel immer wieder überraschende Wendungen.

Die Piraten der 7 Weltmeere 4Als grosser Pirat hat jeder Spieler sieben Rollenkarten, die er in jeder Spielrunde nutzen kann. Schiffbauer, Gouverneur, Kapitän, Inselbewohnerin, Schamane, Händler oder Kartograf – sie alle bringen ihre Fähigkeiten ein und verhelfen den Piraten zu Reichtum. Geheim wählen die Spieler eine Person, deren Fähigkeiten sie als Aktion nutzen wollen. Nach dem Aufdecken der Rollenkarten führt man die Aktionen nach einer fixen Reihenfolge durch.
Die Schiffe werden im Spiel durch Würfel simuliert. Mit dem Schiffsbauer beispielsweise holt man sich neue Schiffe, mit dem Kapitän schickt man sie in eine Schlacht und greift fremde Konvois an. Gewisse Aktionen sind nur mit zusätzlichen Abenteuerkarten durchführbar. Die besorgt man sich mit dem Kartografen. Die Inselbewohnerin legt neue Preise am Markt fest, der Schamane zaubert allen Piraten Flüche aufs Schiff – dazu benötigt man Abenteuerkarten. Das Gemeine an der Reihenfolge: Es gibt Dinge im Leben eines Piraten, die sich verändern können, bis man selber am Zug ist. Mit dem Händler kann man seine Waren verkaufen, doch die Inselbewohnerin kommt eher an die Reihe. Die Preise können sich in der gleichen Spielrunde also noch schnell verändern, bis man zum Verkauf kommt.

Die Piraten der 7 Weltmeere

Bei Die Piraten der 7 Weltmeere ist alles wunderbar verzahnt. Grundsätzlich benötigt man Waren, die man vor allem durch Angriffe auf hoher See erbeutet. Danach sollte man sie nur noch zu einem guten Preis verkaufen. Das bringt viele Schatzkisten, die am Ende zum Sieg verhelfen. Die bestmögliche Planung wird immer wieder durch verschiedene Störfeuer unterhaltsam unterbrochen. Besonders gut gefällt das Überfallszenario: Sämtliche Piraten dürfen Schiffe mit der eigenen Würfelfarbe in die Schlacht schicken, um einen Konvoi (rote Würfel) zu überfallen. Gewürfelt wird mit allen Würfeln im Deckel der Spielschachtel. Beim Versenken der überfallenen Schiffe zählen die Distanz und die Werte der Würfel. Beute macht man nur, wenn eigene Schiffe nach der Schlacht übrig bleiben.

Die Piraten der 7 Weltmeere 2

Auch sonst hat Die Piraten der 7 Weltmeere noch einige Feinheiten zu bieten. Belohnungen erhält man, wenn man sich in einer Runde als Einziger für eine Aktion entscheidet. Ein einzelner Schiffsbauer erhält dafür zum Beispiel ein ganzes Schiff umsonst. Doppelte Belohnungen erhält der Startspieler. Damit achtet man immer gut auf die Rollenwahl und kann die Mitspieler eventuell massiv einschränken.
Wählt man eine Aktion, die man aus irgendwelchen Gründen nicht durchführen will oder kann, erhält man ein Schwarzes Mal. Am Spielende verringern diese Plättchen die Siegpunkte massiv. Man sollte also immer vorsichtig planen.
Für Vorteile sorgen die Ying-Yang-Plättchen. Man erhält sie durch Beutekarten oder wenn ein Schiff untergeht. Mit diesen Plättchen erkauft man sich gewisse Vorteile: Eine Laderaumvergrösserung seiner Schiffe, eigene Schiffe werden unsinkbar oder man handelt zwei Waren zum besten Marktpreis.

Die Piraten der 7 Weltmeere 3

Die Abenteuerkarten bestimmen das Spielende. Noch drei Runden darf man am Schluss spielen. Wer am Ende noch Abenteuerkarten auf der Hand hält, wird bestraft. Wenn die letzten Waren gehandelt sind, steht der Sieger nach Punkten fest.

Fazit:
Die Piraten der 7 Weltmeere begeistert zuerst mit dem gesamten Material. Der Deckel wird zum Ozean, der Boden zur Schatzinsel. Alles ist durchdacht und aufgeräumt. Spielerisch sind die Rollenwahl und die Plünderungen zentral. Beides sehr schöne Mechanismen, die immer wieder für Spannung sorgen. Während des Spiels lässt sich vieles planen, doch das Piratenleben ist unsicher. Die Mitspieler, die Würfel oder der Schamane sorgen regelmässig für Flexibilität im Spiel. Die Piraten der 7 Weltmeere besitzt einen einfachen Spielablauf, hat aber doch einige Nuancen, die es zu beachten gilt. Seine Schiffe muss man jederzeit gut einteilen, sie werden an allen Ecken und Enden gebraucht. Hat man noch ein Piratenauge übrig, sollte man die Mitspieler gut beobachten. Was wollen sie erreichen? Kann man die Pläne noch durchkreuzen?
Die Piraten der 7 Weltmeere ist ein Piratenspiel, das viel Atmosphäre ausstrahlt und mit seinem Ablauf überzeugt. Alle Spieler sind immer am Geschehen beteiligt, ob sie wollen oder nicht. Die gelungene Mischung aus Strategie, Glück, Bluff und Flexibilität sorgt für grosse Unterhaltung auf den Weltmeeren. Eine ganz klare Empfehlung.

Die Piraten der 7 Weltmeere | Autoren: Alexander Newskiy, Oleg Sidorenko | Verlag: 2Geeks
Piratenspiel für 2-4 Personen | Spieldauer: 60-90 Minuten | Ab 9 Jahren | Benötigt: Holzbein, Augenklappe und flexible Pläne | Wiederspielreiz: sehr gross

4 Kommentare

  1. Was mich immer so ein bisschen interessiert, wie extrem ist der Unterschied, ob man nun zu zweit oder zu viert spielt?
    Wie gut ist das letztlich zu zweit spielbar? Könnte mir vorstellen, dass es zu zweit weniger ineraktiv ist, wie letztlich zu viert.

    1. Hallo Lasse
      Zu zweit sind die Belohnungen eingeschränkt, dafür dürfen mehr Schiffe in die Schlacht geschickt werden. Das Spiel funktioniert, macht mir aber zu viert deutlich mehr Spass, wenn bei der Kartenwahl Konkurrenz herrscht. Auch die Spannung ist dann grösser.

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