Die Rote Kathedrale – Spielkritik

Der Zar beauftragt für seine Kathedrale die besten Baumeister des Landes. Mit einem Würfel-Rondell optimiert man bei Die Rote Kathedrale die eigene Baustelle und versucht, schneller zu sein als die Mitspielenden.

Die Rote Kathedrale

Die Spieleschachtel von Die Rote Kathedrale ist inhaltlich total optimiert: Kleine Schachtel, kompaktes Spielmaterial. Und trotzdem entfaltet sich auf dem Spieltisch ein grosser Markt, um den sich farbige Würfel bewegen und eine Kathedrale, die sich in ihrer Grösse der Spielerzahl anpasst. Ähnlich wie die Schachtel, ist Die Rote Kathedrale auch spielerisch optimiert. Da gibt es nur drei Aktionen, die sich aber entfalten können, wenn man gute Voraussetzungen schafft. Man muss einiges im Überblick haben in diesem Kennerspiel. Am Ende möchte man in der Gunst des Zaren ganz vorne stehen, also sollte man viele Ruhmespunkte sammeln. 6 Bauabschnitte sind nötig, um das Spiel zu beenden. Alle Baumeister starten mit einem eigenen Tableau, ihrer Werkstatt. Dort ist alles übersichtlich gelistet, der Lagerraum reicht zu Beginn für 6 Bauteile. Mit einigen Rubel und 6 Banner startet man in die Partie.

Der Reihe nach absolvieren die Baumeister einen Spielzug. Nebenbei dürfen sie jederzeit einen Ruhmespunkt abgeben und erhalten 2 Rubel. Oder sie würfeln gegen Abgabe eines Ruhmespunktes einmalig die Würfel in einem Bereich neu.
Als mögliche Aktion kann man einen Bauabschnitt beanspruchen. Dazu platziert man ein Banner auf dem Teil der Kathedrale, den man verwirklichen will. Bauabschnitte belegt man von unten nach oben. Dafür erhält man ein Werkstattplättchen, das man gegen ein Entgelt auf dem Werkstatttableau platziert. Es bringt regelmässigen Nutzen. Will man die Kosten nicht aufwenden, bleibt ein solcher Legeplatz nutzlos. Durch das Setzen eines Banners erhält man übrigens einen Lagerplatz zusätzlich, ein schöner Nebeneffekt.

Die Rote Kathedrale

Das Bauen oder Verzieren ist die zweite Aktionsmöglichkeit bei Die Rote Kathedrale. Bis zu drei Bauteile liefert man an die Baustelle und legt die Ressourcen an eigens beanspruchte Bauabschnitte. Ein Bau muss nicht in einem Spielzug vollzogen werden, Verzierungen hingegen schon. Während der Bau Geld und Baupunkte (die kleinere Einheit der Ruhmespunkte) bringt, kann man mit Verzierungen und Edelsteinen direkte Ruhmespunkte einfahren.
Beim Bau kann es unter Umständen Bestrafungen des Zaren geben. Er mag es nicht, wenn untere Bauabschnitte nicht vollendet sind, während oben liegende Abschnitte fertig sind. Das bringt Strafpunkte für die Mitspielenden.

Auf dem Markt holt man sich Ressourcen. Es ist die häufigste Aktion der Baumeister. Das Würfel-Rondell ist DAS zentrale Element von Die Rote Kathedrale. Über 8 Segmente zieht man die Würfel entsprechend ihrer Augenzahl im Kreis herum. Den weissen Würfel und den Würfel der eigenen Farbe kann man mit Geld noch um einige Schritte manipulieren. Dort, wo der Würfel am Ende liegt, greift man sich die Ressourcen ab. Zudem kann man Aktionen der dort ansässigen Gilde ausführen: Ressourcen tauschen, Ressourcen verkaufen, Baupunkte sammeln etc. Besitzt man auf seinem Werkstatt-Tableau ein Plättchen auf der eben gezogenen Würfelfarbe, erhält man zusätzliche Ressourcen. Nach einem Marktbesuch würfelt man sämtliche Würfel im eben besuchten Segment neu. Die veränderten Werte bedeuten für den nächsten Baumeister auch eine veränderte Reichweite.

Die Rote Kathedrale

Aus den drei Hauptaktionen wählt man so lange, bis jemand seinen 6. Bauabschnitt vollendet hat. Nun gibt es in der Endwertung noch einmal Ruhmespunkte für übriges Baumaterial und Rubel. Jeder Turm der Kathedrale wird einzeln abgerechnet. Wer Mehrheiten besitzt mit den Bauabschnitten und Verzierungen, erhält am meisten Punkte. Danach erfolgt eine Abstufung. Wer schafft es, beim Zaren zuoberst in der Gunst zu stehen?


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Fazit

Es ist beeindruckend, was aus der kleinen Schachtel von Die Rote Kathedrale kommt. Alles ist komprimiert, da schliesst sich auch das Spiel an. Mit nur drei Aktionen, aber einigen, kleinen Winkelzügen, schafft Die Rote Kathedrale eine ordentliche Spieltiefe. Das Beanspruchen eines Bauabschnittes sowie das Bauen und Verzieren dauert oft nur kurz. Am meisten Möglichkeiten liegen beim Besuch auf dem Markt und dem Erhalten von Ressourcen. Der Würfelmechanismus gefällt mir sehr gut, auch wenn er hin und wieder ein wenig glückslastig ist. Durch einen Geldeinsatz kann man die Würfel allerdings einmal manipulieren. Wer der beste Baumeister werden möchte, muss seine Spielzüge am effizientesten nutzen.

Das Sichern von Bauabschnitten, der Bau und das Sammeln von Ressourcen läuft Hand in Hand. Wenn dann auch noch die passende Gilde unterstützt und man an die fehlenden Ressourcen gelangt, findet man so etwas wie den perfekten Spielzug. Das funktioniert natürlich nie über die gesamte Partie, denn die Mitspielenden beobachten die Situation und können mit dem frühzeitigen Abschluss eines höher gelegenen Bauabschnitts zu Strafen animieren. Im Spiel zu zweit baut es sich gemütlicher, zu dritt und zu viert belebt die Konkurrenz das Spiel deutlich. Das Spielmaterial bietet Möglichkeiten für kleine Veränderungen (Gilden, Turmbau). Meist ist es schwer absehbar, wer am Ende die Nase vorn hat. Ein spannendes Kennerspiel mit mittlerer Spieldauer.

Alles über Die Rote Kathedrale

Die Rote Kathedrale | Autoren: Sheila Santos, Israel Cendrero | Illustrationen: Pedro Soto, Chema Román | Verlag: Kosmos

Spielerzahl: Brettspiel für 1 – 4 Personen
Spieldauer: 50 – 80 Minuten
Altersangabe: ab 12 Jahren
Benötigt: Optimierter Kathedralenbau
Wiederspielreiz: gross

Geeignet für 2 Spieler: gut
Beste Spielerzahl: 3 – 4 Personen
Richtet sich an: Kenner

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