Als Wirt hat man es schwer, erst recht, wenn die Konkurrenz derart gross ist. Über mangelnde Gastwirtschaften kann sich Tiefenthal nicht beklagen. Die Tavernen im Tiefen Thal buhlen um ihre Kundschaft – und die Spieler sind mittendrin.
Als Wirte erhalten alle Spieler eine kleine Taverne. Sie ist schummrig, bietet aber jede Menge Potenzial. Nahezu jeder Bereich kann ausgebaut werden, indem man die Plättchen der eigenen Taverne dreht. Dafür benötigt man aber Geld. Geld und Bier sind die Währungen, auf die es ankommt. Beides generiert man in den 8 Spielrunden des modular aufgebauten Spiels. Hier geht es vorderhand um das Grundspiel – Modul 1, das man am besten am betrieblichen Ablauf in der Taverne erklärt.
Zu Beginn einer Runde erhalten die Spieler einen Bonus. Den Theken-Gast kann man im Laufe einer Partie einsetzen, um seine Karten zu wechseln. Daran wird man sicher denken.
Die Taverne füllt sich – vom eigenen Kartendeck zieht man Karte für Karte und legt sie an die entsprechende Stelle der Taverne. Neben zahlenden Gästen baut man hier auf Personal, Lieferanten oder zusätzliche Tische. Alles trägt später hoffentlich zu einem höheren Gewinn bei. Sind sämtliche Tische der Taverne besetzt, endet diese Phase – im schlechtesten Fall nach nur drei Karten.
Die Kellnerin kommt – und bringt zusätzliche Würfel, die nur vom jeweiligen Spieler benutzt werden dürfen.
Was darf’s denn sein? – Aus vier weissen Würfeln auf einem Bierdeckel wählt man seine gewünschte Zahl aus und reicht die Würfel weiter, so lange, bis jeder Spieler wieder vier Würfel besitzt. Würfel-Drafting.
Qual der Wahl – Nun plant man den Würfeleinsatz. Nur wo ein Würfel liegt, führt man später eine Aktion durch. Es gibt vor allem Geld und Bier zu verdienen. Gewünscht sind bestimmte Wurfzahlen, manchmal beliebige, ein Würfel oder auch mehrere. Wer in der vorherigen Phase eine geschickte Auswahl treffen konnte, trumpft gleich gross auf.
Jetzt wird serviert! – Der Reihe nach führen die Wirte ihre Aktionen durch. Man generiert Geld oder Bier. Mit Geld verbessert man die Taverne, holt neues Personal. Mit Bier lockt man neue Gäste ins Lokal. Besonders beliebt sind Adlige, sie bringen am Ende 10 Punkte. Einen Adligen erhält man auch, wenn man einen Tavernenteil ausbaut. Das lockt zahlungskräftige Kundschaft an. Ein schöner Zug des Spiels: Neue errungene Karten kommen immer ganz oben auf den eigenen Nachziehstapel. Was man erwirbt, kommt also schon in der nächsten Runde in die Taverne. Vorfreude ist schliesslich besonders schön.
In der Sperrstunde räumt man das Lokal, alle Karten legt man auf den Ablagestapel. Und schon geht es wieder von vorne los.
Mit den zusätzlichen Modulen erhält man weitere spielerische Optionen. Gaukler erscheinen in der Taverne, denen man mit der neuen „Währung“ Schnaps Aktionen entlockt. Mit der Ruf-Leiste kann man sein eigenes Image aufpolieren und führt eine neue Phase ins Spiel ein, bei der man zusätzliche Punkte sammeln kann. Barden sorgen für Musik im Lokal. Aller Anfang ist schwer generiert unterschiedliche Startbedingungen. Und mit dem Gästebuch sammelt man Unterschriften, die Bonusfelder aktivieren, wenn man sie geschickt legen kann.
Die Tavernen im Tiefen Thal ist ein abwechslungsreiches und wandelbares Spiel. Mit den Modulen geht man beliebig in die Tiefe. Am Ende zählen die Punkte, die man durch seine Karten (Personal und Gäste) erwirtschaftet. Wer am besten wirtet steht nur einen Schritt vor der eigenen Wirtschaft.
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Fazit
Eine spannende Mischung aus Würfel-Drafting und Wirtschafts-Optimierung trifft hier auf die Tavernen-Wirte. Es locken die Verbesserungen, zusätzliche Gäste, neue Ausstattung und am liebsten hätte man alles auf einmal. Doch die Schritte wollen gut überlegt sein. Zu viele Gäste verstopfen den Kartenstapel. Die Mischung macht es aus. Das Optimieren macht Spass, man schreitet Runde für Runde voran und freut sich an den Fortschritten, der Vermehrung von Geld und Bier. Man freut sich, wenn man in einer Runde möglichst viele Karten ins eigene Lokal legen kann, zusätzliche Tische, Personal. Das Spielmaterial ist äusserst durchdacht, multifunktional. Im Grundspiel hält sich die Komplexität in Grenzen, viele Phasen spielt man gleichzeitig.
Also alles gut? Nicht ganz. Die Tavernen im Tiefen Thal haben noch ein zweites Gesicht. Wenn die Kartenreihenfolge nicht mitspielt, ist bereits nach drei Gästen Schluss, während andere Spieler ihr Lokal ständig aufwerten. Wenn die Würfel schlecht fallen, reduziert sich die Auswahl auf unmögliche Werte, mit denen man ganz wenig anfangen kann. Während eine Partie ganz toll laufen kann, ist in einer nächsten Partie der Wurm drin, das Bier schal. Und das ohne grossen Einfluss darauf zu haben. Mit den Modulen erhält man zusätzliche Optionen und Spieltiefe, die Wichtigkeit der Karten und Würfel bleibt erhalten, der spielerische Zufall wird bestenfalls ein wenig gelindert. Das Spielkonzept gefällt mir sehr gut, das Leiten einer Taverne macht Spass. Glücks- und Zufallsmomente muss man aber in einem hohen Masse ertragen können. Dessen muss man sich bewusst sein.
Alles über Die Tavernen im Tiefen Thal
Die Tavernen im Tiefen Thal| Autor: Wolfgang Warsch| Illustration: Dennis Lohausen | Verlag: Schmidt
Spielerzahl: Optimierspiel für 2 bis 4 Personen
Spieldauer: 60-90 Minuten
Altersangabe: ab 12 Jahren
Benötigt: Gäste, Geld und Bier
Wiederspielreiz: gross
Geeignet für 2 Spieler: sehr gut
Beste Spielerzahl: 2-4 Personen
Richtet sich an: Kenner