Viel zu jung ist Mozart gestorben und sein letztes Werk, Lacrimosa, soll nun noch vollendet werden. Mozarts Witwe Constanze bittet seine Mäzene um Mithilfe. Es startet eine vielfältige Reise an Orte, in Erinnerungen und zu Komponisten.
Die Spielschachtel ist sehr gut gefüllt und das Spielmaterial von Lacrimosa bringt uns sofort zurück ins alte Österreich. Mit einem grossen Spielplan und einem sehr schönen, persönlichen Tableau starten wir in die Partie. Ein persönliches Kartendeck besteht zu Beginn aus 9 Erinnerungskarten und einem Opus von Mozarts Schwester Nannerl. Alle starten mit den gleichen Vorgaben ins Spiel. Der Spielplan hat drei grosse Abschnitte: Eine Auslage für neue Erinnerungs- und Opuskarten, einen Reiseplan mit den wichtigsten Stationen aus Mozarts Leben und das unvollendete Requiem, für das wir Komponisten suchen, die an den unfertigen Stellen in den 5 Sätzen des Stücks arbeiten. Was jetzt ganz schnell aufgezählt wurde, benötigt ein wenig Vorbereitungszeit.
Die vielen Karten sortiert man in 5 Epochen, die auch die Spielrunden simulieren. Die Komponisten besitzen gewisse Fähigkeiten und fordern ihren Preis. Auch das muss vorsortiert werden. Das Requiem und die Städte bereitet man mit Plättchen ebenfalls in jeder Partie neu vor.
Der Spielablauf ist für ein Kennerspiel gar nicht so komplex. Es ist bei Lacrimosa eher der Verwaltungsaufwand, der gleich an einigen Stellen unsere Aufmerksamkeit fordert. Da gibt es Dukaten als Zahlungsmittel, aber auch Storypunkte, die man mit einem Marker nachführt (was nur temporär gültig ist), und mit kleinen Scheiben sammelt (als unvergängliche Währung).
Die 9 Erinnerungskarten bilden das Steuerelement von Lacrimosa. Jeweils 8 Karten setzt man in jeder Epoche ein, eine nimmt man in die nächste Epoche mit. Gespielt wird reihum. In jedem Spielzug steckt man zwei seiner Handkarten in das grossartige Tableau. Die Karten bieten nämlich im oberen Teil Aktionen an, während sie im unteren Teil Ressourcen für die nächste Runde liefern. So steckt man oben eine gewünschte Aktion ins Tableau, während man unten vorausschauend seine Ressourcen für die nächste Runde wählt und einsteckt.
Mit insgesamt 5 unterschiedlichen Aktionen optimiert man sich bei Lacrimosa voran. Man schwelgt in Erinnerungen und holt sich eine neue Erinnerungskarte aus der offenen Auslage auf dem Spielbrett. Erinnerungen kosten Geld und/oder Storypunkte. Kann man sich eine neue Karte leisten, ersetzt man die gerade eben im unteren Tableaubereich eingesetzte Karte. Alle neuen Karten bieten Vorteile: Mehr oder mehrere Ressourcen. Das ist der kleine Deckbauteil bei Lacrimosa.
Auch ein neues Opus kann man sich sichern. Die Auslage bietet dafür Opuskarten an, sie kosten Storypunkte. Ein Opus sammelt man offen vor sich. Jeder Kauf bringt Siegpunkte.
Je nach Wahl lässt man mit der dritten Aktion ein Opus aufführen (bringt Geld) oder verkaufen (bringt Siegpunkte und Ressourcen).
Beim Reisen holt man sich Ressourcen oder Siegpunkte in den Städten. Bei den drei Königshäusern erhält man Ziele, die bei der Schlusswertung für zusätzliche Punkte sorgen, wenn sie erfüllt sind. Das Reisen kostet Geld und Reisemarker.
Und nicht zuletzt arbeitet man beim Requiem weiter und beauftragt einen von zwei Komponisten. Dazu setzt man einen eigenen Notenmarker an die passende Stelle im Requiem und entscheidet sich für einen Komponisten. Die wollen natürlich ebenfalls bezahlt werden mit Geld und Ressourcen. Dafür erhält man beim Entfernen eines Notenmarkers auf dem eigenen Tableau einen kleinen Bonus. Die Komponisten bringen kurz- oder langfristige Belohnungen für den weiteren Spielverlauf.
Alle Spielenden führen 4 Aktionen durch und stecken ihre Karten in ihr Tableau. Danach folgt die Verwaltungsphase des Spiels. Die Storypunkte werden auf 0 gesetzt, bevor man sie mit den neuen Ressourcen (unterer Kartenteil) wieder auffüllt. Die Komponisten können allenfalls weitere Ressourcen bringen und mit der Geldbörse erhält man seinen Lohn mit jeder neuen Epoche. Die Geldbörse kann während der Partie mit einzelnen Aktionen aufgebessert oder minimiert werden. Jede Epoche bringt einen Bonus für gewisse Aktionen. Auch das rechnet man ab, bevor man seine Handkarten wieder entfernt und neu mischt.
Mit neuen Epochenkarten und allenfalls neuen Plättchen auf der Reiseroute geht es in die nächste Epoche. Nach der 5. Epoche führt man noch einmal eine Verwaltungsphase durch. Danach geht es an die Schlusswertung.
Schon während der Partie lassen sich einige Punkte sammeln. Am Ende bringt das Requiem in seinen 5 Bereichen Punkte nach einer Komponisten-Mehrheitenwertung. Erfüllte Ziele aus den Königshäusern sind ebenfalls ein paar Punkte wert und die restlichen Ressourcen sorgen für einen abschliessenden Punktezuwachs. Wer die meisten Siegpunkte hat, gewinnt Lacrimosa und steht in der Gunst von Mozarts Witwe Constanze ganz oben.
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Fazit zu Lacrimosa
Lacrimosa ist in erster Linie einmal ein richtig schönes Spiel. Die Illustrationen sind sehr thematisch, Das Spielmaterial mit seinen tollen Tableaus macht Eindruck, und die Geschichte von Wolfgang Amadeus Mozart zieht sich wunderschön durch die Anleitung. Spielerisch, und das ist überhaupt nicht wertend gemeint, trifft man auf bekannte Elemente, die selber zu einer schönen Komposition verarbeitet wurden. Da gibt es ein wenig Deckbau mit den Erlebniskarten, es startet ein Wettlauf beim Reisen, um die besten Belohnungen zu erhalten, oder es startet ein Mehrheitenspiel beim Requiem, wo man auf den richtigen Komponisten setzen muss, um viele Punkte zu ergattern. Die einzelnen Aktionen sind nicht komplex, doch man muss sich merken, an welcher Stelle man gewünschten Ressourcen einsetzen muss. Dukaten und Storypunkte beim Talent, Reisen oder Komponieren beschafft man sich mit den Karten bereits eine Runde voraus.
Die Punkteverteilung ist vielfältig. Während der Partie sammelt man an den unterschiedlichsten Stellen Punkte. Doch Lacrimosa ist ein Spiel der Nuancen. Alles geschieht in kleinen Schritten und so gibt es keine Strategie, mit der man uneinholbar durch das Leben Mozarts wandelt. Neue Karten bringen kleinste Verbesserungen, die Boni beim Komponieren sind gering und der Lohn steigt und sinkt in kleinen Schritten. Ganz unbedarft sollte man aber nicht an das Spiel herangehen. Man muss wissen, in welche Richtung man sich entwickeln will und sich die Karten dementsprechend sichern, sonst kann das auch schief gehen. Lacrimosa ist ein Optimieren mit vielen Stellschrauben, ohne überladen zu wirken. Es hinterlässt einen guten Gesamteindruck mit verzahnten, wenn auch bekannten, Elementen, das mit den kleinen Verbesserungsschritten oft auch ganz knapp endet. Ein empfehlenswertes Spiel im Kennerspielbereich.
Fakten zu Lacrimosa
Autoren: Gerard Ascensi, Ferran Renalias | Illustrationen: Enrique Corominas, Jared Blando, David Esbri | Verlag: Kosmos
Spielerzahl: 1 – 4 Personen
Spieldauer: 90 Minuten
Altersangabe: ab 12 Jahren
Benötigt: Passende Aktionen durch die Epochen
Wiederspielreiz: gross
Geeignet für 2 Spieler: sehr gut
Beste Spielerzahl: 2 – 4 Personen
Richtet sich an: Kenner