Onibi bedroht den Wald mit seinen Flammen, der Geweihte Baum ist in Gefahr. Als Naturgeister versuchen wir bei Living Forest, das Schlimmste zu verhindern. Die Tiere helfen uns dabei mit ihren Elementen. Wer erfüllt zuerst eine der drei Siegbedingungen?
Living Forest wurde zum Kennerspiel des Jahres 2022 gewählt, obwohl auf meiner Schachtel noch deutlich das Label „Familie“ erkennbar ist. Das hat schon seine Gründe, doch dazu später mehr. Auf dem Tisch entfaltet sich zuerst das ganze Unglück des Waldes. Jeder Spieler erhält ein eigenes Wald-Tableau mit einem Startbaum, 3 Bonus-Plättchen, dazu 14 Starttiere, die den Naturgeistern als Helfer zur Verfügung stehen. Für alle gut erreichbar gibt es einen Baum-Halter mit vielen unterschiedlichen Bäumen, einen Tierspielplan und einen Steinkreis. Feuer-Warane und Magie-Fragmente runden das Angebot ab.
Der Tisch ist ziemlich voll. Living Forest spielt man über drei Phasen und besitzt drei Spielziele, von denen man nur eines erfüllen muss, um die Partie zu gewinnen. In welche Richtung man sich bewegt, das ist die persönliche Entscheidung jedes einzelnen Spielers und erzeugt auch die Spannung bei Living Forest.
Die erste Tierphase absolvieren alle Spieler gemeinsam. Sie funktioniert nach dem Can’t Stop-Mechanismus, bei dem man so viele Karten aufdeckt, wie man möchte oder eben vom Unglück gestoppt wird. Hier geht es um unsere Helfer, die Tiere. Einzelne von ihnen sind mit einem Einzelgängersymbol ausgestattet. Das ist nicht weiter schlimm. Deckt man allerdings das dritte Einzelgängersymbol auf, ist sofort Schluss mit Aufdecken. Jedes Tier hat seine eigenen Eigenschaften in Form von Elementen (Sonne, Wasser, Wachstum, Steine oder Blüten). Mit der Summe dieser Elemente lassen sich Aktionen ausführen.
In der zweiten Aktionsphase spielt man reihum und löst seine Aktionen ein. Wer in der Tierphase zu viele Einzelgänger aufgedeckt und nicht rechtzeitig gestoppt hat, erhält nur eine Aktion. Wer das Aufdecken rechtzeitig beendet hat, kriegt zwei Aktionen. Die gewählten Aktionen müssen unterschiedlich sein. Insgesamt 5 Möglichkeiten gibt es.
Man nimmt sich ein Magie-Fragment, mit dem man ein unliebsames Tier beim Aufdecken ablegen kann. Oder man holt sich ein neues Tier in sein Deck. In der Auslage gibt es einige Angebote. Die Tiere lockt man mit der entsprechenden Anzahl von Sonnensymbolen an. Auch mehrere Tiere können eingetauscht werden, denn die Anzahl passt. Mit den Wassersymbolen löscht man Brände im Wald. Auch hier muss die Anzahl der Wassertropfen mit den Flammen übereinstimmen, dann holt man sich die Flammen aus dem Wald. Mit den Steinen bewegt man seine Spielfigur auf dem Steinkreis. Landet man an einer neuen Position, erhält man eine Bonusaktion. Überholt man einen anderen Naturgeist, schnappt man sich ein Bonusplättchen von ihm und erhält eine zusätzliche Blüte, einen zusätzlichen Baum oder eine zusätzliche Flamme. Und nicht zuletzt pflanzt man einen Baum mit den Wachstumselementen. Auch hier gibt es eine grosse Auswahl. Jeder neue Baum liefert ein neues, dauerhaftes Element, das man jede Runde einsetzen kann. Je nachdem, wo man die Bäume auf dem Waldtableau hinlegt, erhält man weitere Boni.
Nach dem Ausführen aller Aktionen prüft man, ob jemand die Siegbedingungen erfüllt hat. Onigi ist besiegt wenn 12 unterschiedliche Bäume gepflanzt, 12 Flammen oder 12 Heilige Blumen gesammelt wurden.
Ohne erfüllte Siegbedingungen fährt man mit dem Rundenende weiter, der dritten Phase. Erst müssen alle die Flammen abwehren. Haben alle genügend Wasserelemente, um die aktuelle Flammenzahl zu löschen? Wenn nicht, erhält man Feuer-Warane in sein Kartendeck, die später lediglich Einzelgängersymbole liefern, also ziemlich störend sind. Nun werden neue Flammen von Onigi nachgelegt. Für jedes Tier, das aus der Auslage genommen wurde, kommt ein neues Flammenplättchen in den Wald. Je besser das Tier, desto grösser die Flamme. Danach füllt man den Tier-Vorrat wieder auf und legt seine Tierkarten ab. Mit dem Wechsel des Startspielers geht es in die nächste Runde.
Keine Frage, der Wald wird früher oder später gerettet, dafür sorgen die Naturgeister. Mit welchen Mitteln das geschieht, hängt vom Spielverlauf von Living Forest ab.
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Fazit
Living Forest ist ein an vielen Stellen sehr verzahntes Spiel. Das ist die grosse Stärke des Kampfes der Naturgeister gegen Onibi. Schnappt man sich zu viele helfende Tiere, wirkt sich das auf die Flammen im Wald aus. Verdünnt man sein Kartendeck zu sehr mit Einzelgängern, führt das eher zu einem Karten-Stopp. Bewegt man sich geschickt auf dem Steinkreis, holt man sich Bonus-Elemente anderer Naturgeister. Alles wäre sinnvoll, doch welche Aktionen nutzt man? Auf dem Steinkreis erhält man unter Umständen eine Zusatz-Aktion oder darf auch einmal eine Aktion doppelt durchführen. Es gibt meist eine Lösung bei Living Forest.
Die Spielerreihenfolge ist in einzelnen Bereichen mit entscheidend. Wer seinen Spielzug gut vorbereitet, profitiert. Im Ablauf ist Living Forest ein gehobenes Familienspiel. Das Grundprinzip ist schnell verständlich, die Auswirkungen der einzelnen Spielzüge hingegen nicht. Von den drei Siegbedingungen wird die Flammenstrategie zuerst ins Auge springen. Sie ist relativ gradlinig erreichbar und kann von den Mitspielern ausgebremst werden, wenn man wenig Tiere erwirbt. Passt man allerdings nicht auf, fungiert man hier als Königsmacher und öffnet den Mitspielern den Weg zum Sieg. Die Baumstrategie ist ebenfalls offensichtlich, doch muss man sich ein gutes Wachstums-Kartenset aufbauen, um viele Bäume zu erreichen. Etwas glückslastiger ist die Blumenstrategie. Liegen durch die eigenen Karten genügend Blumenelemente aus, um die 12 Punkte zu erreichen?
Living Forest vereint viele bekannte Spielelemente zu einem spannenden Ganzen, ABER… man muss das Spielprinzip und seine Folgen durchschauen. In gleich starken (auch in der Anzahl der gespielten Partien) Spielrunden entwickelt sich ein knallharter, spannender Schlagabtausch. In ungleichen Spielrunden ist die Chance gross, dass man zum Spielverderber wird. Im Spiel zu zweit ist mir der Steinkreis zu schwach und verliert an Kraft. Ab 3 Spieler kommt deutlich mehr Bewegung in die Partie.
Es steckt also mehr hinter Living Forest, als man zuerst vermutet. Das ist ein Vorteil des Spiels, aber auch ein Nachteil.
Alles über Living Forest
Living Forest | Autor: Aske Christiansen | Illustration: Apolline Etienne | Verlag: Pegasus Spiele
Spielerzahl: Spiel für 2 – 4 Personen
Spieldauer: 30 – 60 Minuten
Altersangabe: ab 10 Jahren
Benötigt: Wache Geister auf allen Ebenen
Wiederspielreiz: gross
Geeignet für 2 Spieler: gut
Beste Spielerzahl: 3 – 4 Personen
Richtet sich an: Kenner