Reykholt – Spielkritik

Ich gebe es zu: Bei Gemüseanbau führt mich mein erster Gedanke nicht sofort nach Island. Dank Geothermie ist das auf der Insel aber ein grosses Thema, nun auch spielerisch umgesetzt bei Reykholt, dem Spiel mit dem Cover des Jahres.

Reykholt

Reykholt bietet gleich einige Spielmodi an. Für das Solospiel oder den Storymodus führt der Weg aber durch einige Partien des herkömmlichen Spiels, um das es hier geht. Als Hofbewirtschafter versuchen die Spieler, das beste aus ihren Gewächshäusern zu holen, um den Tisch für die Touristen reich zu decken. Wem dies am besten gelingt, der wird am Ende die Flasche vorn haben auf der witzigen Siegpunktleiste in Form von gedeckten Gemüsetischen. Ein Spielplan mit zahlreichen Aktionsmöglichkeiten, Gewächshäuser und Gemüsekisten, dazu noch drei Arbeiter und es kann losgehen. Über 7 Spielrunden optimieren die Spieler ihren Hof, aufgeteilt in vier Spielzeiten.

In der Arbeitszeit ist Reykholt ein reines Arbeiter-Einsetz-Spiel. Abwechselnd setzen die Spieler ihre Arbeiter auf ein Aktionsfeld auf dem Spielplan. Jedes Feld darf nur von einem Arbeiter belegt werden, die Aktionen führt man sofort durch. In der Arbeitszeit stellt man die Weichen für den eigenen Betrieb: Man holt oder tauscht Waren, sucht sich Gewächshäuser aus, nimmt sich eine Servicekarte, sät oder erntet und gibt auch mal Gewächshäuser auf, um auf der Punkteleiste voran zu kommen. Nicht jedes Gewächshaus eignet sich für jedes Gemüse. Zudem unterscheidet sich die Grösse in der Anzahl der Parzellen. Beim Säen setzt man eine eigene Ware in ein leeres Gewächshaus, um gleich alle Parzellen aus dem Vorrat gefüllt zu bekommen. Beim Ernten nimmt man sich die Waren einzeln. Es gibt einige gute Plätze auf dem Spielplan, die bei mehreren Spielern beliebt sind. Wer zuerst kommt, nutzt sie.

Reykholt

Servicekarten gibt es in unterschiedlichen Kombinationen. Sie liegen offen aus. Wer sie holt, erwirbt zusätzliche Fähigkeiten oder Aktionen. Mit einem Aktionsfeld auf dem Spielplan kann man von den Servicekarten der Nachbarn auch profitieren. Ein schöner Spielzug.

In der Erntezeit muss aus jedem Gewächshaus eine Ware bezogen werden. Schon folgt die Tourismuszeit. Es hat sich herumgesprochen, was ihr auf eurem Hof treibt. Wer den Bedarf der Touristen decken kann, schiebt seine Flasche Tisch für Tisch weiter und gibt die gewünschten Waren ab. Hier spielt ein besonderer Kniff des Spiels mit: Einen Tisch darf man auslassen und sich stattdessen die Forderung als Prämie auszahlen lassen. Das sollte man in die Planung einfliessen lassen. Die Flaschen der Spieler schreiten voran, die Ansprüche an den Tischen steigen. Wer zuletzt auf einem Tisch landet, stellt seine Spielfigur ganz vorne auf. Wer vorne liegt, muss die nächste Tourismuszeit beginnen.

Reykholt

In der Heimkehrzeit ziehen sich die Arbeiter zurück und die nächste Runde startet. Wer nach 7 Runden seine Flasche ganz vorne hat, besitzt den optimalen Betrieb für den Gemüseanbau in Island.

Kennt man sich im Ablauf von Reykholt ein wenig aus, wagt man sich an den Story-Modus. Es gibt 5 Szenarien, die sich in kleine Geschichten einbetten. Das Spiel verändert sich an wenigen Stellen: Die Startvorgaben sind unterschiedlich, das Ziel natürlich ebenfalls. Zudem gibt es neue Servicekarten und Ereigniskarten zu Beginn der Arbeitszeit. So läuft nicht mehr alles ganz rund und planmässig, die Spieler sind gezwungen auf Vorgaben und Ereignisse zu reagieren. Das bringt eine neue Dimension ins Spiel, die mir gefällt.


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Fazit

Mein erstes Lob gilt Illustrator Lukas Siegmon. Das Cover des Spiels ist genial. Wäre das Spiel auch ganz schlecht, das Bild entschädigt für alles. Nun ist Reykholt aber überhaupt nicht schlecht, es spielt sich recht unkompliziert. Die einzelnen Schritte der Tagesarbeit sind schnell verinnerlicht, die Ziele sind klar. Es herrscht vielmehr ein Gerangel auf dem Arbeitsmarkt, denn Reykholt ist ein eher mathematisches Spiel. Man kann sich bestens ausrechnen, was man benötigt und wie der Plan eigentlich sein müsste. Ob man die entscheidenden Felder dann auch erhält, steht auf einem ganz anderen Blatt geschrieben.

Wer gut durch den Alltag kommt, schreitet auf den Tischen weit voran. Kleine Fehler können aber grosse Auswirkungen haben. Die Wirtschaft nimmt schnell Fahrt auf. Reykholt startet gemächlich, doch bald schwimmt man in Gemüse – hoffentlich von der richtigen Sorte. Und häufig enden die Partien ganz knapp, nur mit einer Flaschenlänge Vorsprung. Der Story-Modus haucht dem Spiel neues Leben ein, wenn sich Bedingungen und Ziele verändern, muss man sein Spiel anpassen. Reykholt verleitet ein wenig zum Kopfspiel, gerade gegen Ende einer Partie will man nichts verschenken und denkt sämtliche Optionen zig Mal durch. Mir gefällt das!

Alles über Reykholt

Reykholt | Autor: Uwe Rosenberg| Illustration: Lukas Siegmon | Verlag: Frosted Games

Spielerzahl: Brettspiel für 1 bis 4 Personen
Spieldauer: 60 Minuten
Altersangabe: ab 12 Jahren
Benötigt: Gemüseplan im hohen Norden
Wiederspielreiz: gross

Geeignet für 2 Spieler: geht gut
Beste Spielerzahl: 3 bis 4 Spieler
Richtet sich an: Kenner

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