Santiago de Cuba – Spielkritik

In Santiago de Cuba warten im Hafenviertel bereits die Handelsschiffe auf Waren. Nur wer erfolgreich Handel betreibt, kann viele Siegpunkte erringen. Dabei helfen freundliche Cubaner, aber auch ein Besuch in den richtigen Gebäuden der Stadt. Santiago de Cuba ist ein taktisches Spiel mit viel Karibik-Ambiente.

In Santiago de Cuba spielt sich alles im Hafenviertel ab. Jeder Mitspieler startet mit etwas Geld, Siegpunkten und Waren. Zudem erhält man 3 Besitzmarker, die man während des Spiel einsetzen kann. Hinter einem Sichtschirm hält man seinen Besitz geheim.
Im Hafen ankert derweil das erste Handelsschiff. Mit farbigen Würfeln wird die Ladung bestimmt, die das Schiff aufnehmen kann. Jede Farbe steht dabei für eine Ware. Zum Handeln gibt es Zuckerrohr, Tabak, Zitrusfrüchte, Rum und Zigarren. Die Waren entsprechen denen aus dem bereits erschienenen Cuba. Ein Schiff kann jedoch nur 4 verschiedene Waren aufnehmen, daher wird immer eine Farbe nicht gehandelt. Und selbst beim Würfeln wird eine Zahl zwischen 0 und 4 angezeigt. So kann die Nachfrage in jeder Runde stark variieren.

Ein Spielzug besteht aus zwei Elementen. Zuerst fahren die Spieler in einem Auto durch die Stadt und haben dabei die Möglichkeit Cubaner zu besuchen. Bei jedem Cubaner erhalten die Spieler sofort Geld, Waren oder Siegpunkte. Da die Strasse durch das Hafenviertel im Kreis verläuft, bestimmt ein Spieler selber die Länge seiner Fahrt. Ein Zug zum nächsten Cubaner kostet nichts, jedes weitere Feld muss mit einem Peso bezahlt werden.
Jeder Cubaner ist mit einer Blume gekennzeichnet. Sie bietet den Zugang zu drei Gebäuden der gleichen Blumenfarbe. Ein Besuch in einem der Gebäude bringt Möglichkeiten für den zweiten Teil des Spielzuges. Dort können beispielsweise Waren getauscht werden, es gibt Siegpunkte, Waren können sofort auf ein Schiff verladen werden oder das Zollamt setzt gleich eine beliebige Ladung auf Null. Und das ist nur eine kleine Auswahl.
Die Kärtchen (Cubaner und Gebäude) werden in jedem Spiel neu gemischt. So ergeben sich immer wieder neue Konstellationen.

Eine Station des Auto-Rundkurses ist natürlich der Hafen. Wer mit dem Auto dort parkiert, kann als Erster seine Waren aufs Schiff verladen – allerdings nur eine Sorte. Danach ist der nächste Spieler dran. So geht es reihum, bis alle Spieler passen oder das Schiff komplett beladen ist und alle Würfel auf 0 gestellt sind. Mit den Würfeln wird sofort die Ladung für ein neues Schiff bestimmt.

Fährt man am Hafen vorbei oder kann ein Schiff nicht komplett beladen, so steigt der Warenwert. Für jede verladene Einheit bekommt man Siegpunkte. Das können zum richtigen Zeitpunkt ganz schön viele sein.

Nach Abfahrt des 7. Schiffes endet das Spiel. Wer die meisten Siegpunkte hat, gewinnt.

Santiago de Cuba ist vom Ablauf her ein einfaches Brettspiel, der Teufel liegt vielmehr im Detail oder in den vielen, kleinen Möglichkeiten, die sich bieten. Hier nur ein paar Beispiele: Beim Anwalt kann man ein Gebäude in Besitz nehmen, für das man beim Besuch eines Mitspielers ab sofort einen Siegpunkt erhält. Besucht man Miguel, so erhält man 2 Holz. Diese inoffizielle Einheit kann beim Beladen des Schiffes als beliebige Ware abgegeben werden. Man bekommt so weniger Siegpunkte, kann aber vielleicht den Handel seiner Mitspieler unterbinden.

Fazit:
Santiago de Cuba besticht durch seinen einfachen Ablauf und den vielen taktischen Möglichkeiten. Nur wer mit seinen Waren über 7 Runden klug wirtschaftet und dabei die Konkurrenz nicht aus den Augen verliert, hat eine Chance auf den Sieg. Die Partien enden meist sehr knapp. Illustrator Michael Menzel hat zudem wieder einmal ein Cuba entworfen, in dem man einfach gerne verweilt. Das Spiel hat Atmosphäre. Einzig die Sichtschirmchen… na ja, sie sehen toll aus, aber mit DER Grösse erfüllen sie ihren Zweck nicht.
Santiago de Cuba ist also ein tolles Spiel für Taktiker. Es ist auch zu zweit sehr gut spielbar, entfaltet aber erst zu dritt oder viert sämtliche Möglichkeiten so richtig. Im Hafenviertel von Santiago de Cuba wird es nie langweilig.

Santiago de Cuba | Autor: Michael Rieneck | Verlag: eggertspiele/Pegasus Spiele
Brettspiel für 2-4 Personen | Spieldauer: ca. 60 Minuten | Benötigt: Gute Beziehungen im Hafenviertel von Santiago de Cuba | Wiederspielreiz: sehr gross

Besten Dank an Pegasus Spiele und eggertspiele für ein Rezensionsexemplar von Santiago de Cuba!

3 Kommentare

  1. Cuba light. Ich spiele es mit Gelegenheitsspielern, für die Cuba zu lange dauert. Cuba ist dann aber doch massiv strategischer und interessanter als Santiago de Cuba.

    Die winzigen Sichtschirme sind in der Tat ein Witz. Grössere aus anderen Spielen verwenden oder selber basteln. Als Variante kann man Santiago de Cuba, wie Cuba auch, ohne Sichtschirme spielen, da Spieler mit gutem Gedächtnis bei Verwendung von Sichtschirmen im Vorteil sind. Und wir wollen ja nicht Memory spielen, oder?

    1. @ Cornel: Cuba spielt sich schon noch eine Liga höher und gefällt mir sehr gut. Der Memory-Effekt bei Santiago de Cuba gehört aber dazu. Nur wer das Spiel aufmerksam verfolgt, spielt den anderen die Schiffsladung nicht gleich zu.
      Die Abläufe sind bei Santiage de Cuba aber logisch und schnell verstanden. Verbunden mit der angenehmen Spieldauer ist es tatsächlich ein guter Einstieg in diese Sparte der Brettspiele.

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