Der Adel betrachtet verträumt die eigenen Statuen, die im ganzen Land verstreut sind, doch im Volk schwelt der Konflikt. Der Mangel an Marmor, Brot und Werkzeugen bringt die Leute in Rage, der nächste Aufstand steht kurz bevor – Tumult Royal!
Das Brettspiel Tumult Royal verläuft grob betrachtet in zwei Spielphasen. Alles beginnt mit einem hektischen Teil, bei dem der Adel sich bei den Waren des Volks gierig bedient. Danach tritt man in eine planerische Phase, in der im ganzen Land pompöse Statuen erstellt werden. Und auch wenn das Volk auf der untersten Stufe der Hierarchie steht, mischt es unbemerkt und ganz nebenbei den Adel doch immer wieder auf. Doch der Reihe nach:
Marmor, Brot und Werkzeuge liegen beim Volk verdeckt und in unterschiedlicher Anzahl aus. Nur rund 20 Sekunden bleibt dem Adel, sich beim Volk zu bedienen und Waren zu beschlagnahmen. Hektisch geht es zu und her, im Ablauf ist aber alles geregelt. Der Adel von heute schlägt nur mit einer Hand zu. Die Gier ist gross, die Rohstoffe benötigt man für weitere Statuen im Land. Aber Vorsicht: Auch das Volk hat Bedürfnisse. In jeder Runde bestimmt man eine zufällige Anzahl von Waren, die das Volk für seinen Lebensunterhalt dringend braucht. Bleibt nach der Raubphase zu wenig übrig, entsteht ein Tumult, das Volk holt sich seine Waren zurück. Konkret: Gibt es zu wenig Marmor, muss der Spieler, der am meisten Marmor geklaut hat, sein Diebesgut wieder abliefern. Es bleibt ihm nur ein Plättchen mit der kleinsten Menge. Zudem verliert er noch Anhänger aus dem Volk. Daher gilt in dieser Phase der Grundsatz: Nimm, was du kannst, aber nie zu viel davon. Das Einschätzen der Situation wird in jeder Runde zusätzlich erschwert. Es werden immer einige Plättchen aus dem Spiel genommen.
Kehrt wieder Ruhe ein, widmet man sich dem wichtigen Teil des Lebens: Dem Bau der eigenen Statuen. Schön nach der Rangordnung des Adels kann man eigene Statuen in die Landschaft bauen. Je nach Platz kostet das eine gewisse Anzahl Marmor, Werkzeuge und Brot. Ein schöner Effekt dieser Bauaktion: Zahlt man zu viel, bereitet man dem Volk Freude und erhöht die eigene Gefolgschaft. Das ist ein wenig wie bei Facebook. Die Gefolgsleute bestimmen nach der Bauphase die neue Rangordnung. Ein neuer König wird gekrönt. Der darf in der grossen Ahnengalerie gleich noch einmal eine oder zwei Statuen setzen, verliert dafür aber einige Gefolgsleute. König sein macht nicht automatisch beliebt.
Wer zu diesem Zeitpunkt am wenigsten Statuen gebaut hat, erhält Mitleid in Form der „Gnade des Volkes“. Beim nächsten Ziehen der Plättchen ist das Volk milde gestimmt, wenn der betreffende Spieler zu viel hamstert. Ein Freipass ist das deswegen aber noch lange nicht.
So spielt man Runde für Runde, zieht Plättchen, beendet Tumulte, baut Statuen und kommt hoffentlich ans Ziel. Ab Runde 6 kontrolliert man regelmässig, wie der Abstand vom besten zum schlechtesten Spieler ist. Ist er zu gross, endet die Partie. Wer die meisten Statuen erstellt hat, gewinnt und erhält Ruhm bis ans Lebensende.
Fazit:
Tumult Royal verbindet Hektik mit Planung, das ist eine Mischung, die man in dieser Form nicht so oft findet. In der Schachtel ist ganz viel, tolles Spielmaterial. Neben den Plättchen entsteht eine Landschaft, die mit Statuen „verschönert“ wird. So muss man sich Runde für Runde gut überlegen, was man für den weiteren Statuen-Bau benötigt. Um die Zahl der Gefolgsleute zu erhöhen, nimmt man gern ein wenig mehr. Reicht es am Ende noch für das Volk? Tumult Royal ist im Ablauf sehr rund. Wer vorprescht erhält zusätzliche Knüppel zwischen die Beine: Er verliert Gefolgsleute oder erhält keine Gnade des Volkes. So kann man jederzeit wieder erfolgreich ins Spiel eingreifen. Die eigene Gier wird hart bestraft: Plättchen-Reduktion und drei Gefolgsleute weniger. Man muss sich sehr gut überlegen, wie viel man riskieren will. Die Mischung aus Action und Plan ist gelungen. Es läuft was im Königreich und alle Spieler sind immer beteiligt. Tumult Royal ist ein schönes Familienspiel mit königlicher Atmosphäre bis zum tumultartigen Ende.
Tumult Royal | Autoren: Klaus und Benjamin Teuber | Verlag: Kosmos
Brettspiel für 2-4 Personen | Spieldauer: 40 Minuten | Ab 10 Jahren | Benötigt: Statuen-Bau im Handumdrehen | Wiederspielreiz: gross
Wie ist das mit dem Plättchen ziehen? Zieht man die verdeckt, so viele man will, oder darf man sich dabei dann „suchen“ was man braucht?
Klingt auf jeden Fall nach einer ganz witzigen Idee ;-)
Die Plättchen liegen verdeckt. Man darf sich mit einer Hand jedoch so viele ansehen, wie man will und kann. 20 Sekunden sind kurz. Was man zu sich gelegt hat, darf nicht mehr zurück. Wenn man sieht, was die Mitspieler nehmen, kann man durchaus auch ein wenig taktieren – nicht gleich in der ersten Partie, aber mit ein wenig Übung.