Unangenehme Gäste – Spielkritik

Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: Mr. Walton ist tot. Er wurde in seinem Arbeitszimmer leblos aufgefunden. Die gute Nachricht: Die Verdächtigen sind noch alle vor Ort. Und schon stecken wir mitten in den Ermittlungen von Unangenehme Gäste.

Unangenehme Gäste

Es sind tatsächlich komische Gestalten, die sich da im Haus von Woodruff Walton tummeln. Doch der Hausherr ist tot und irgendwie hat er sein Schicksal kommen sehen. In einem Abschiedsbrief verweist er auf seine ärgsten Feinde, die er zu sich eingeladen hat: Äusserst Unangenehme Gäste. Bei diesem Ermittlungsspiel dreht sich alle um die entscheidenden Fragen. Wer hat Mr. Walton ermordet? Welches Motiv steckt hinter der Tat. Wie wurde er ermordet? Und gab es allenfalls einen Komplizen? Wer zuerst die entscheidenden Hinweise sammelt und den Fall lösen kann, gewinnt das Spiel. Unangenehme Gäste erinnert ein wenig an Cluedo, doch die Ermittlungen sind deutlich vielseitiger und erfordern deutlich mehr Kombinatorik, um dem Mörder auf die Schliche zu kommen.

Bei Unangenehme Gäste lassen sich zahlreiche Fälle rekonstruieren. Für viele Fälle gibt es Vorgaben in der Spielanleitung. Zusätzliche Fälle lassen sich mit einer App generieren. Um ein Spiel vorzubereiten, wählt man einen Schwierigkeitsgrad und sucht sich die 70 Karten anhand vorgegebener Nummern für die gewählte Partie aus der Schachtel. Alle Spielenden erhalten einen grossen Ermittlungsbogen, auf dem sie ihre Notizen machen, zudem einige Angebotsplättchen und ein Lösungsplättchen. Die 70 Fallkarten mischt man gut durch und verteilt an alle Ermittelnden 6 Karten. So erhält man die ersten Informationen, die man gleich auf dem Ermittlungsbogen notiert. Mit den restlichen Karten bildet man einen Nachziehstapel.

Unangenehme Gäste

Die eigentlichen Ermittlungen sind bei Unangenehme Gäste eine Sache von Angebot und Nachfrage, also eigentlich von Nachfrage und Angebot. Die aktive Person kann für sich 2 Referenzen anfragen. Referenzen kann man sich zu den Personen oder zu den Räumen des Hauses einholen. Mit Pfeilen zeigt man auf der Rückseite der Spielanleitung seine Wünsche an.

Nun sind die Mitspielenden gefragt. Die Informationskarten besitzen einen Zahlenwert und zeigen an, für welche Referenzen sie gut sind. So machen alle der aktiven Person ein Angebot, indem sie Karten verdeckt anbieten und mit den Angebotsplättchen die Summe ihres Angebots dazu legen. Natürlich müssen die Informationen passend sein zu den angefragten Referenzen, sonst darf man sie nicht anbieten.
Die aktive Person kann eines oder mehrere Angebote annehmen und muss dafür Karten tauschen, die dem angebotenen Wert mindestens entsprechen. Mit dem Kartentausch erhält man neue Informationen, die man sofort in seine Ermittlungen einfliessen lässt.
Kann niemand die angefragten Referenzen bedienen, zieht die aktive Person drei Karten vom Nachziehstapel und erhält so zufällige Informationen. Niemand muss leer ausgehen.

Unangenehme Gäste

So fragen alle Ermittelnden reihum ihre Informationen ab. Nach einer Runde, wenn alle einmal nachgefragt haben, zeigt man mit dem Lösungsplättchen an, ob man den Fall lösen will. Kann das niemand, geht es die nächste Nachfrage-Runde. Alle müssen aber zuerst ihre Kartenhand auf drei Karten reduzieren und auf 6 Karten nachziehen. Mit frischen Informationen geht es mit den nächsten Tauschgeschäften weiter.

Die Karten liefern unterschiedliche Hinweise. Je grösser ihr Wert, desto sicherer sind die gemachten Aussagen. Auf den Karten findet man zudem eine Hilfestellung, wie man die Hinweise auf dem Ermittlungsbogen notieren soll. Denn das Auswerten der Hinweise ist das zentrale Element des Spiels. Und noch eine Besonderheit gibt es bei Unangenehme Gäste: Der Weg des Mörders durch die Villa ist entscheidend für seine Tat. So sucht man nicht nur nach Gegenständen und Personen, sondern grenzt auch den Bewegungsradius der Verdächtigen ein.

Wer glaubt, die Lösung des Rätsels zu kennen, schaut nach. Bei einem falschen Ergebnis scheidet man aus dem aktuellen Fall aus. Es sind Fakten gefragt und keine Vermutungen. Wem gelingt es zuerst, den aktuellen Fall zu lösen?


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Fazit zu Unangenehme Gäste

Gleich vorweg: Unangenehme Gäste ist für mich das viel bessere, wenn auch etwas komplexere Cluedo. Schon die Illustrationen im Comic-Stil sind grossartig und sorgen auf den ersten Blick für Atmosphäre. Etwas mühsam ist die Vorbereitung auf das Spiel. Für jeden Fall sucht man 70 Karten aus den Stapeln, am Ende räumt man sie wieder weg. Das braucht ein wenig Zeit. Warum Mr. Walton auf die hirnrissige Idee kam, seine grössten Feinde einzuladen, soll uns nicht lange aufhalten, denn wir müssen den Schlammassel jetzt lösen. Der Kartenhandel ist eine grossartige Sache. Um Neuigkeiten zu erhalten, muss man auch Informationen abgeben. Das versucht man natürlich in einem möglichst kleinen Ausmass zu tun, doch hin und wieder überbietet man seine Mitspielenden auch gern, um unbedingt an fehlende Informationen zu kommen.

Durch das Abwerfen von Karten kann man trotzdem Hinweise an den Mitspielenden ungesehen vorbeischmuggeln. Und nicht zuletzt muss man in diesem Spiel gut kombinieren können. Während der Mörder seine Tat mit Falschaussagen vertuschen will, sagen die Hausangestellten immer die Wahrheit. Also schön wachsam sein, bevor man sich zu einer definitiven Aussage verleiten lässt. Es gibt nur eine Lösungsmöglichkeit für jeden Ermittelnden. Durch die vielen unterschiedlichen Kombinationsmöglichkeiten mit den Karten erhält man genug Ermittlungsspass für zahlreiche Partien. Hier sind die Ermittler gefordert.

Fakten zu Unangenehme Gäste

Autor: Ron Gonzalo Garcia | Illustrationen: Samuel Gonzalo Garcia, Laura Medina Solera | Verlag: Taverna Ludica Games

Spielerzahl: 1 – 8 Personen
Spieldauer:  45 – 75 Minuten
Altersangabe: ab 12 Jahren
Benötigt: Kluge Ermittlungen
Wiederspielreiz: gross

Geeignet für 2 Spieler: gut
Beste Spielerzahl: 3 – 5 Personen
Richtet sich an: Kenner

7 Kommentare

      1. @ Paddy:
        Ich mag ja das Gegenstück zu „Cluedo“ oder „Unangenehme Gäste“ sehr: Kill Doktor Lucky. Da dürfen beim Mord alle mal ran… :-)))
        Allerdings nichts für nur zwei Spieler.

  1. Wo kann ich das Spiel denn bestellen??!
    Ich habe von zwei Spielläden negatives Feedback… sie finden das Spiel nicht bei ihren Händlern….? Kann mir da jemand helfen?

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