Stadt der Spione: Estoril 1942 – Spielkritik

In Estoril muss 1942 mächtig was los gewesen sein. Damals soll es dort mehr Spione gegeben haben als Touristen. Ein guter Platz also, um das eigene Spionagenetzwerk aufzubauen. Auf in die Stadt der Spione: Estoril 1942.

stadt-der-spione-estoril-1942Jeder Spieler startet mit den selben 6 Charaktertafeln: Spione aus verschiedenen Ländern mit ihren eigenen Fähigkeiten. An 6 zufällig ausgesuchten Schauplätzen von Estoril wirbt man um die besten Agenten. Man setzt die eigenen Charaktere ein, um neue Agenten in sein Team zu kriegen. Dabei setzen die Spione ihre sämtlichen Fähigkeiten ein, das erfolgt oft „Top Secret“.
Der Spielablauf von Stadt der Spione: Estoril 1942 ist im Grunde sehr einfach. Erst setzen alle Spieler ihre Spione ein. Die Anzahl variiert mit der Zahl der Mitspieler. Danach wird an jedem Schauplatz überprüft, wer am stärksten ist und den neuen Agenten gewinnt. Bevor man in die nächste Runde startet, frischt man die eigene Agentenhand noch auf. Man reduziert die Charaktertafeln wieder auf sechs und sortiert überzählige Agenten aus. Schon in Runde 2 spielt man also mit unterschiedlichen Voraussetzungen. Nach insgesamt vier Spielrunden ist Schluss.

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Viel Liebe steckt bei Stadt der Spione im Detail. Alles ist gut verzahnt und folgt einem ordentlichen Ablauf. Nun muss man die Regeln nur noch persönlich geschickt nutzen.
Das Legen der Charaktertafeln geschieht immer von aussen nach innen und in vielen Fällen mit verdeckten Karten. So weiss man nicht, was die anderen Spieler legen und manchmal kennt man auch den Spion nicht, der als Belohnung ausliegt. Die einzelnen Schauplatzteile besitzen besondere Regeln: Am Strand wird mit offenen Karten gespielt, beim Casino wird die Stärke der Spione erst noch ausgewürfelt, usw. Das alles gilt es zu beachten beim Legen der Karten.
Jeder Charakter hat gewisse Fähigkeiten. Ein Attentäter beispielsweise darf eine Karte vom selben Schauplatz entfernen. Der Verschwörer darf die Belohnungskarte tauschen. Der Nationalist erhält zusätzliche Stärkepunkte, wenn weitere Spione der gleichen Nation in der Nähe sind. Der Verführer verschiebt eine Charakterkarte von einem Nachbarschauplatz auf den aktuellen. Der Diplomat kann eine Karte vor einem Attentat oder einer Verführung schützen. Hier steckt viel Potenzial für spielerische Überraschungen drin.

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Das Aufdecken und Abhandeln der Karten in der zweiten Spielphase folgt einem klaren Plan. Bei den Schauplätzen gibt es eine klare Reihenfolge bei der Auswertung. Und auch jeder Schauplatz selber besitzt eine Nummerierung. Möchte man die Fähigkeiten eines Spiones sicher nutzen, sollte man ihn auch auf Platz 1 einer Schauplatztafel einsetzen.

Nach vier Spielrunden bringen die aktuellen 6 Spione auf der Hand die volle Punktzahl. Abgelegte Charaktertafeln sind noch einen Punkt wert. Erfüllt man noch eine der vier ausliegenden Missionen (z.B. am meisten Diplomaten, die stärksten Agenten, am meisten Amerikaner etc.) erhält man weitere 6 Punkte. Bei den Missionen zählen nur die Handkarten am Ende. Die Punkte werden bei Gleichstand auch aufgeteilt.

Fazit:
Stadt der Spione: Estoril 1942 ist eine wirklich spannende und verzahnte Angelegenheit. Flexibler Spielaufbau, gleiche Startvoraussetzungen und Kettenreaktionen im Spiel machen den Agenten-Wettstreit sehr interessant. Dazu noch ein wenig Bluff und immer schön darauf achten, welche Agenten die Mitspieler gerade besitzen. Durch das verdeckte Legen der Charaktere kann viel spekuliert werden. Welche Spione legen die Mitspieler wohl aus? Soll ich hier nur antäuschen und dort zuschlagen? Alles ist möglich und fast nichts sicher. Selbst nach mehreren Partien gibt es immer wieder überraschende Wendungen, wenn man die Spielreihenfolge nicht richtig berechnet hat. Auch optisch ist Stadt der Spione: Estoril 1942 stark. Viele Charaktere sind bekannten Vorbildern nachempfunden. Um es kurz zu machen: Ein klasse Spiel, eine positive Überraschung dieses Spielejahrgangs.

Stadt der Spione: Estoril 1942 | Autoren: Antonio Sousa Lara, Gil D’Orey | Verlag: Heidelberger Spieleverlag
Spiel für 2-4 Personen | Spieldauer: 60 Minuten | Ab 10 Jahren | Benötigt: Flexible Strategien und Überblick in allen Spionagenetzwerken | Wiederspielreiz: sehr gross

2 Kommentare

  1. Schöne Rezension :)
    Habe das Spiel selbst demletzt getestet. Ich hab aber zugegebenermaßen gar nicht erkannt, dass die Charakter reale Vorbilder hatten. Ich finde es auch insgesamt nicht allzu überragend. Der Mechanismus ist toll und neu, sollte aber noch hinsichtlich des Faktors Zufall überarbeitet werden. Andere Charakterfähigkeiten wären auch denkbar….

    1. Danke schön! Alle Charaktere habe ich auch noch nicht zuordnen können. Aber die ungarische Schauspielerin oder der James Bond-Erfinder sind gut getroffen. Mir gefällt einfach das Um-die-Ecke-denken beim Spiel. Wenn das alle Spieler machen, geht ein Plan eben nicht immer auf.

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