Ein kleines Kartenspiel wie ein Gemälde – kein Wunder, denn zwischen van Gogh und Gauguin wogen die Diskussionen hin und her. Das Kartenspiel Das gelbe Haus ist eine kleine Spielperle, wenn es im taktischen Geplänkel zu zweit auch kaum Fehler verzeiht.

Das Spielfeld ist eine kleine Matte, auf dem van Goghs Domizil, das gelbe Haus, zu sehen ist. Dort gibt es unterschiedliche Stufen. Die Themenplättchen für Leidenschaft, Talent, Geld und Inspiration legt man auf Stufe 1. Die Handkarten zeigen dieselben 4 Themen an. Je 12 Karten erhalten die Spielenden, bevor eine Runde startet. Im Vorrat liegen 5 Beistandskarten. Sie können, ähnlich wie Joker, bei Bedarf beigezogen werden.
Und so wird gespielt:
Eine Partie geht über mehrere Runden, in denen beide Parteien versuchen, ihre Handkarten wegzuspielen. Wem das zuerst gelingt, der feiert einen Etappensieg. Spielerisch setzt man die Diskussionen zwischen van Gogh und Gauguin um. Dabei sollen nur aktuell wichtige Themen diskutiert werden, was spielerische Zwänge mit sich bringt. Abwechselnd führen die Spielenden ihre Aktionen durch, bis jemand passt. Zu Beginn einer Runde tauscht man zwei Karten aus. Die entsprechenden Themenplättchen auf dem Spielplan steigen um je eine Position. Das ist die Ausgangslage.

Die Aktionsmöglichkeiten sind überschaubar, denn es gibt genau zwei. Als erste Möglichkeit spielt man eine Handkarte mit einem neuen Diskussionsthema. Das Thema muss neu sein oder im Ranking höher liegen, als das zuletzt gewählte. Eine neue Themenkarte legt man neben den Spielplan. Die erste Karte einer Runde darf man bedenkenlos einfach legen. Will man eine zweite Karte spielen, so muss das Thema im Ranking auf dem Spielplan höher liegen. Solange ein Thema höher liegt, kann man eine einzelne Karte ausspielen. Ist das nicht möglich, greift Aktion 2.
Mit der zweiten Aktion muss man ein Thema erst aufwerten, bevor man die Karte für das Diskussionsthema legt. Das Aufwerten eines Themas kostet Handkarten in der Anzahl der Stufen, die man im Ranking überwinden muss, um vor dem letzten Thema zu stehen. Das Thema Geld kann beispielsweise erst angegangen werden, wenn man mit zwei Handkarten „Geld“ eine Aufwertung vornimmt und den Spielstein um zwei Positionen nach oben verschiebt. Für das Aufwerten darf anstelle einer Themenkarte auch EINE Beistandskarte beigezogen werden. Es ist eine Art Joker, den man als Lückenfüller nutzt. Beistandskarten sind begrenzt verfügbar.

So wechseln sich die Aktionen ab und die Handkarten werden weniger. Spätestens nach vier Diskussionsthemen ist vorerst Schluss. Vielleicht auch schon eher, wenn jemand passen muss oder will. Passt jemand, räumt man die Karten ab. Wer länger im Spiel geblieben ist, startet eine neue Diskussionsrunde mit einer ersten Karte. Es wird so oft neu diskutiert, bis jemand keine Karten mehr in der Hand hält. Diese Person gewinnt den aktuellen Durchgang und nimmt sich die zuletzt gelegte Diskussionskarte als Trophäe.
Mit neuen Handkarten, neuem Kartentausch und einer neuen Ausgangslage im gelben Haus geht es weiter. Wer zuerst 2 gleiche Diskussionskarten gewonnen hat oder drei unterschiedliche, gewinnt das Spiel.
Ein noch wilderes Spiel gibt es, wenn man die Variante beizieht. Dann löst jede Beistandskarte, die man einsetzt, einen Effekt aus: Diskussionen werden sofort beendet, ein Themenplättchen rutscht eine Stufe nach oben, eine Geldkarte verdoppelt ihren Wert oder ein Kartentausch wird lanciert. Kleine Effekte für eine grössere Spieltiefe.
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Fazit zu Das gelbe Haus
Das kleine Kartenspiel ist selber ein grosses Kunstwerk. Toll illustrierte Karten, die Spielmatte, das Spielmaterial mit zwei Farbpalletten als Punktehalter – das ist einfach grossartig. Der Spielablauf ist im Grunde simpel. Man überbietet sich mit einer kleinen Anzahl an Themen oder wertet Themen auf. Das klingt erst einmal sehr einfach, doch man merkt schnell, dass sehr viel mehr dahinter steckt. Die Handkarten sind zentral für die Spielrichtung, die man einschlägt. Man wird Lehrgeld bezahlen in den ersten Partien, aber daraus seine Schlüsse ziehen. Um alle Handkarten zügig wegzuspielen, muss man Kompromisse eingehen und das Ranking stets im Auge behalten, um richtig zu reagieren.
Trotz einfachem Ablauf, hat jede Handlung ihre Auswirkungen. Das ist Kartenmanagement auf engstem Raum, das bei den meisten Spielenden zu einer Lernkurve führt. Wer meint, er könne die Karten locker leicht wegspielen, ist bei Das gelbe Haus an der falschen Adresse. Sucht man hingegen ein simples Kartenspiel mit Tiefgang, muss man sich dieses kleine Kunstwerk unbedingt anschauen.
Fakten zu Das gelbe Haus
Autor: Geonil
Illustrationen: Edu Valls
Verlag: Nice Game
Spielerzahl: 2 Personen
Spieldauer: 30 Minuten
Altersangabe: ab 8 Jahren
Benötigt: Perfektes Kartenmanagement
Wiederspielreiz: gross
Geeignet für 2 Spieler: sehr gut
Beste Spielerzahl: 2 Personen
Richtet sich an: Familie




