Rival Cities – Spielkritik

Hamburg und Altona stritten sich lange um die Dominanz bei der Schifffahrt, den Handelsbeziehungen und den Ausbau ihrer Warenproduktionen. An dieser Stelle setzt Rival Cities an, irgendwo zwischen dem 16. Jahrhundert und 1937 – dann wurde Altona offiziell ein Teil Hamburgs.

Rival Cities

Wie das ganze Spielmaterial in die kleine Spielschachtel verstaut wird, das ist schon grosse Klasse. Und so entfaltet sich Rival Cities auf dem Spieltisch. Ein Spielplan, an dem man rundherum normale und spezielle Aktionskarten anlegt. Dazu Schiffskarten, Prozesskarten und Bündniskarten in einer zufälligen Zusammenstellung in jeder Partie. Zudem gibt es vier Waren (Möbel, Leder, Bier, Tuch), Briefe und Manufakturen. Wer Hamburg und wer Altona spielt, ist an der Seite des Spielbretts erkennbar. Ein Ansehensmarker liegt in der Mitte der beiden Orte.

Und so wird gespielt:

Mit wenigen Waren steigt man in die Partie. Abwechselnd führen die Orte ihre Spielzüge durch. Der Mechanismus ist simpel. Man zieht mit einem Tintenfass entlang der Aktionskarten am Spielfeldrand. An der gewünschten Endstation führt man die Aktion aus. Hält man an einer orangen Spezialaktionskarte, nimmt man sie auf die Hand. Man darf sie später einsetzen.
Besitzt man schon eine Spezialaktionskarte, darf man sie statt einer normalen Aktion einsetzen. Gibt man einen Brief ab, nutzt man sogar gleich beide Aktionen: Eine normale und eine Handkarte.
Ein erster und ein zweiter Schritt sind kostenlos, danach schreitet man nur gegen Abgabe von Waren noch weiter voran.

Rival Cities

Bei den Aktionskarten lässt sich vieles erledigen, doch ständig wägt man ab, was gerade dringend benötigt wird. Bei Produktionen kommt man an neue Waren. Setzt man dort eine eigene Manufaktur ein, erhöht man die Einnahmen. Es ist auch möglich, Waren über Geschenke zu erhalten oder sie zu tauschen. An einigen Stellen beeinflusst man einen Prozessverlauf. Drei Prozesse liegen offen aus, die man durch Abgabe von Waren zu seinen Gunsten beeinflusst.

Oder man holt sich ein Schiff. Auch das kostet einen Wareneinsatz, bringt dafür ein Schiff in den eigenen Hafen mit unterschiedlichsten Boni. Auf Handelsbeziehungen mit einer fremden Stadt zu setzen, kann sich auch lohnen. Das bringt ebenfalls Boni. Handelbeziehungskarten holt man kostenlos vom Spielbrett oder gegen einen Brief von der gegnerischen Stadt.

An einigen Stellen manipuliert man das Ansehen seines Ortsteils bei der Bevölkerung. Dann verschiebt man den Ansehensmarker einen Schritt in Richtung der eigenen Stadt. Die Herzen fliegen einem zu. Um einen Sofortsieg bei Rival Cities zu landen, sollte man sich an die fettgedruckten Aktionen halten. 3 Prozesssiege, 3 Schiffe mehr als die Nachbarstadt, alle Handelsbeziehungskarten oder das gesamte Ansehen auf seiner Seite beenden das Spiel sofort. Vier Gelegenheiten, um ständig Druck zu erzeugen.

Rival Cities

Hat das Tintenfass eine ganze Runde um das Spielbrett zurückgelegt, kommt es zu einer kleinen Zwischenwertung. Man erhält Einkommen von seinen Schiffen, einen Bonus für das aktuelle Ansehen und der erste Prozess wird abgehandelt. Nur bei einem klaren Sieg erhält man beim Prozess die Karte zugesprochen. Für Bündniskarten muss man Unterhaltskosten zahlen. Kann man das nicht, legt man die Karte zurück aufs Spielbrett. Manufakturen sind im neuen Durchgang sofort wieder aktiv. Nach einer Rundenwertung geht es wie gewohnt weiter.

In den meisten Fällen entscheidet sich eine Partie früher oder später mit einem Sofortsieg. In ganz seltenen Fällen liegen die beiden Orte bis am Ende gleichauf. Die letzte Schiffs- oder Prozesskarte, die letzte Manufaktur oder das letzte Sternplättchen läutet ebenfalls das Spielende ein. Dann spielt man die Runde noch zu Ende und zählt die Sterne auf seinen Karten, Plättchen und beim Ansehen. Wer mehr Sterne besitzt, gewinnt. Sternplättchen kann man sich auf auf dem Rundkurs sichern. Doch wie erwähnt: Ein Ende nach Sternen ist sehr selten.


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Fazit zu Rival Cities

Das Duellspiel ist knackig und erzeugt einen dauernden Druck auf die andere Stadt. Der Name des Spiel ist tatsächlich Programm. Entweder man prescht vor und sucht nach einer Entscheidung oder man löscht an einer Stelle das Feuer, um nicht frühzeitig unterzugehen. Dieses Spielprinzip wird von Anfang bis Ende bei Rival Cities gelebt und das macht das Spiel richtig gut.

Schon bei den Aktionen entscheidet man ständig zwischen nützlich und dringend. Die Spezialaktionen sind mächtig, dafür verzichtet man beim Nehmen der Karten auf eine Aktion. Zahlt sich das aus? Und wie offen will man seine Strategie ausleben? In vielen Partien wechseln sich die Siegbedingungen ab. Das hat auch mit der Auslage der Karten zu tun. Selbst die Aktionskarten kann man beliebig auslegen und den Charakter des Spiels in der Ausrichtung verändern.
Doch bei Rival Cities muss man immer auf der Hut sein, die Spielzüge vorausschauend denken, auch für die andere Stadt. Zu schnell pendelt man zwischen Aktion und Reaktion.

Das Spielmaterial ist grossartig, bis auf die kleinen Prozessmarker. In kleinen Schachteln lässt sich alles kompakt versorgen. Die Symbolik auf dem Spielbrett und den Karten ist einleuchtend. Viele Möglichkeiten, die sich schon in der ersten Partie erschliessen. Nun muss man die Vorgaben nur noch passend für seine Stadt deuten. Rival Cities ist ein offener Schlagabtausch, bei dem man sämtliche Siegbedingungen gut im Auge behalten sollte. Diese spielerische Rivalität ist in diesem Spiel toll umgesetzt, man muss sie allerdings ertragen können.


Fakten zu Rival Cities

Autor: Andreas Steding
Illustrationen: Annika Heller
Verlag: Deep Print Games

Spielerzahl: 2 Personen
Spieldauer: 30 – 45 Minuten
Altersangabe: ab 10 Jahren
Benötigt: Eine der Siegbedingungen
Wiederspielreiz: gross

Geeignet für 2 Spieler: sehr gut
Beste Spielerzahl: 2 Personen
Richtet sich an: Kenner

gutes Spiel

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