Pechvogel – Spielkritik

Ist ein Unglücksrabe ein Pechvogel? Beim Würfelspiel von Zoch wird dieser Eindruck deutlich unterstrichen. Pechschwarz ist alles, der Rabe muss leiden, die Frustrate wiegen schwer. Kann man unter solchen Bedingungen überhaupt noch spielen?

Pechvogel

Die Aufmachung von Pechvogel ist schlicht genial. Die Spielregel, die Illustrationen – jedes Detail ist auf Unglück getrimmt. Und was soll ich sagen: Genau so ist auch das Spiel. Während man bei anderen Würfelspielen noch von Glücksmomenten reden kann, spielt man hier bis zum bitteren Ende. Sollte man bis dahin von den Würfeln verschont geblieben sein, werfen bestimmt die Mitspieler ihre Frustrate in die Runde. Glück ist hier ein rares Gut. Aber was will man auch von einem Spiel, das Pechvogel heisst, anderes erwarten?

Zum Spiel: Man würfelt reihum. Es muss so lange gewürfelt werden, bis man entweder exakt vier Würfel einer Zahl gesammelt hat oder oder mindestens drei Pechvögel erwischt. Beim ersten Wurf legt man sich auf eine Zielzahl fest, die nicht mehr gewechselt werden darf. Gehen wir ganz kurz von einem guten Ende aus. Mit exakt vier Würfeln der gleichen Zahl nimmt man sich den entsprechenden Punktemarker. Liegt keiner mehr in der Tischmitte, klaut man einen bei einem Mitspieler.

Pechvogel

Das Risiko ist in diesem Spiel gross. Mit drei Pechvögeln endet der eigene Zug und man nimmt sich ein Frustrat, einen Spielstein aus Marmor. Die Sammelwut kann ganz schnell überborden. Zu viel einer Sache (Zielzahlen oder Pechvögel) rechnet man unter Rabgier ab. Wanderrabe Murphy kommt zu Besuch und wird hoffentlich nicht lange bleiben.

Pechvogel

Die unfreiwillig gewonnenen Frustrate müssen nicht schlecht sein. Man kann sie selber abbauen, indem man einmal pro eigenem Zug den letzten Wurf wiederholt. Das gilt nicht für einen rabgierigen, einen ersten Wurf oder einen ohne jeglichen Sammelwürfel.
Leider dürfen auch die Mitspieler mit den Frustraten spielen und sie bei einem anderen Spieler einwerfen. Man kann also einmal pro Spielzug „frustriert werden“. Als Einsatz legen sie ein Frustrat auf die Sammelplatte in der Mitte. In diesem Fall muss der aktive Spieler seinen letzten Wurf wiederholen, auch wenn er gerade gelungen war. Hat man danach drei oder mehr Pechvögel, sammelt man sämtliche Frustrate ein. Haben sich die Mitspieler verspekuliert, erhalten sie ihren Einsatz zurück – und gleich noch ein Frustrat vom aktiven Spieler obendrauf. Das war dann wirklich Pech.

Sobald keine Punktemarker mehr in der Tischmitte liegen, ist Schluss. Die Punktemarker zählen ihre aufgedruckte Punktzahl, Frustrate bringen drei Minuspunkte. Besitzt man Murphy bei Spielende, ist jedes Frustrat sogar 7 Minuspunkte wert.


Monatlich den brettspielblog.ch – Newsletter erhalten
Spielend auf dem Laufenden sein. Regelmässige Informationen erhalten. Nichts verpassen. Kurz, knackig und spielend einfach…
» Anmelden


Fazit

Eines kann man Pechvogel nicht vorwerfen: Das Spiel zieht seine Linie voll durch. Es ist schwarz wie die Nacht, man reicht Frustrate rum und am Ende kassiert man noch Minuspunkte. Nichts für friedliche, sonnige Gemüter. Als Werbemassnahme für das Spiel wurden Pechskekse verteilt. Alles macht Sinn. Spielerisch ist Pechvogel eben zum grössten Teil vom Glück, oder sagen wir mal vom Pech abhängig. Das beginnt damit, dass man den eigenen Spielzug nicht selber beenden kann. Es muss gewürfelt werden bis zum Ende – süss oder sauer. Und selbst bei einem geglückten Wurf schmeissen die Mitspieler noch ihre Frustrate rein und fordern das Glück gleich ein zweites Mal heraus. Die Punkte müssen hier echt schwer verdient werden. Das Einsetzen der Frustrate unterbricht den Spielfluss immer wieder. Pechvogel ist genial designt, beleuchtet aber alles von der negativen Seite. Das mögen nicht alle Würfelfreunde. Es ist ein Zocken mit minimem Einfluss. In diesem Gebiet der Familienspiele greife ich dann doch lieber zu den sonnigen Würmern der Heckmeck-Generation.

Alle über Pechvogel

Pechvogel| Autor: Peter Jürgensen | Illustration: Doris Matthäus | Verlag: Zoch-Verlag

Spielerzahl: Würfelspiel für 2 bis 5 Personen
Spieldauer: 20 Minuten
Altersangabe: ab 8 Jahren
Benötigt: Schwarzer Spielhumor in der düsteren Würfelwelt
Wiederspielreiz: ok

Geeignet für 2 Spieler: geht, aber eher langweilig
Beste Spielerzahl: 4 Spieler
Richtet sich an: Familien

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert